Attraktiver Wirtschaftsstandort zwischen Hamburg und Dänemark
Hansebelt als Tor zu den Wachstumsmärkten
Der Hansebelt ist eine Region wie keine andere: Eingebettet zwischen Hamburg und Kopenhagen ist die Region ein natürliches Tor zu den Wachstumsmärkten im Ostseeraum und bietet gleichzeitig optimalen Zugang zu den Weltmärkten. Wir haben mit Lars Schöning, Hauptgeschäftsführer der IHK, Vorsitzender des Regionalmanagements und Vorstandmitglied des Hansebelt e.V über die Besonderheiten der Wirtschaftsregion Hansebelt gesprochen.
WTSH-Onlineredaktion: Der Hansebelt ist Heimat für viele Unternehmen aus Zukunftsbranchen. Welche Branche ist denn besonders stark vertreten und was macht die Region so attraktiv?
Lars Schöning: Die Gesundheitswirtschaft ist in der Hansebelt-Region besonders stark. In dieser Branche sind die industriellen Hersteller von Medizingeräten oder In-vitro-Diagnostika führend. Ebenfalls gut aufgestellt ist die Life-Science-Forschung im Hansebelt, mit der im Schwerpunkt auf die Medizin ausgerichteten Universität zu Lübeck, der Technischen Hochschule Lübeck und ihrer Ingenieursausbildung im Bereich Medizintechnik, zwei Fraunhofer-Einrichtungen für Medizintechnik und für die Auswertung medizinischer Bilder sowie dem Lübecker Labor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI). Insgesamt bietet die Wissenschaft beste Voraussetzungen für die Industrie, zum Beispiel für die Gewinnung von Absolventen oder eine effiziente Anwendung von F&E-Projekten. Eine wichtige Besonderheit ist das etablierte Branchencluster Life Science Nord. Das von den Bundesländern Hamburg und Schleswig-Holstein gemeinsam getragene Cluster organisiert Arbeitskreise zu Themen wie der Nutzung von Patientendaten, den besonderen regulatorischen Herausforderungen, die die Medizintechnikindustrie meistern muss, oder der Internationalisierung. Zu den Unternehmen dieses Clusters gehören qualifizierte Zulieferer wie die Hein & Oetting Feinwerktechnik GmbH in Ahrensburg oder Logica Medizintechnik in Oldenburg i.H. ebenso wie europäische und Global Player wie Almirall in Reinbek, Johnson & Johnson in Norderstedt oder Dräger und Euroimmun in Lübeck. Auch die hohe Dichte an Versorgungseinrichtungen trägt zur Attraktivität des Hansebelts bei. Über zahlreiche Fachkliniken hinaus ist das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein mit Standorten in Kiel und Lübeck eines der größten Krankenhäuser Deutschlands und ein Vorreiter der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Der dort zunehmende Einsatz künstlicher Intelligenz zur Auswertung von Daten aus der Gesundheitsversorgung zur Entwicklung neuer Diagnose- und Therapieverfahren ist ein zusätzliche Standortvorteil der Branche in der Region.
WTSH-Onlineredaktion: Kurz zusammengefasst also optimale Bedingungen für die Unternehmen. Und was macht den Hansebelt besonders attraktiv als Lebens- und Arbeitsstandort?
Lars Schöning: In Kürze: Sonne, Strand und Meer in direkter Nähe zu den Städten Hamburg und Lübeck. Der Hansebelt ist ein äußerst attraktiver Lebens- und Arbeitsstandort, der durch seine einzigartige Kombination aus Natur, Kultur und wirtschaftlicher Heterogenität besticht. Wirtschaftlich zeichnet sich die Region durch eine Vielzahl von Unternehmen in den Branchen Digital, Ernährung, Maschinenbau, Logistik, Tourismus und Life-Science aus. Bekannte Marken wie die Schwartauer Werke und edding sowie lokale Helden wie VisiConsult und SLM sind dort ansässig. Insgesamt prägt ein starker Mittelstand den Hansebelt, vor allem in der Branche Maschinen- und Anlagenbau. Der HanseBelt e.V. ist ein vitales Unternehmensnetzwerk. Es vernetzt Unternehmen in mehr als 40 Branchen und bietet somit eine hervorragende Plattform für Kooperationen und Innovationen. Ein weiteres Highlight ist das bestens ausgebaute Glasfasernetz, das optimale Voraussetzungen für die digitale Kommunikation und Vernetzung schafft. Zudem ist die Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien ein Pluspunkt für unseren Standort. Darüber hinaus bietet die Region ein umfangreiches und abwechslungsreiches Angebot an Kunst und Kultur sowie zahlreiche Naherholungsgebiete. Wassersportbegeisterte finden im Hansebelt ideale Bedingungen zum Surfen, Kiten, Segeln und Paddeln vor.
WTSH-Onlineredaktion: Eine große Rolle für Innovationen spielt die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft. Gibt es im Hansebelt diesbezüglich ein besonderes Angebot?
Lars Schöning: Es gibt eine Vielzahl von Angeboten und Formaten, die immer wieder aktiv die Wissenschaft und Wirtschaft zusammenbringen. So zum Beispiel die Hanse Innovation Campus Tour, bei der Unternehmer gezielt Einblicke in die Forschungslabore in Lübeck erhalten. Ein weiteres Projekt ist der GATEWAY49-Hub mit seinem Hauptsitz in der Hansestadt Lübeck: Der Start-up Hub im MFC 8 des Technikzentrums Lübeck fördert innovative Ideen und etabliert ein Start-up-Ökosystem im Norden. Er bietet ein umfassendes CoWorking-Space für die Teams mit jeder Menge Community und ist zugleich der zentrale Veranstaltungsort für das vielfältige Workshop-Programm. Der 2020 in Kooperation zwischen dem Technikzentrum Lübeck, der IHK zu Lübeck und dem Unternehmen glocal consult gegründete Start-up-Accelerator GATEWAY49 hat bereits mehr als 54 Start-ups Schubkraft verliehen. Darüber hinaus gibt es viele Angebote für die Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft im Hansebelt. Beide arbeiten partnerschaftlich daran, immer wieder neue Formate und Angebote für die Region zu schaffen, die den Austausch fördern.
WTSH-Onlineredaktion: Großes Thema aktuell: die feste Fehmarnbelt-Querung. Welche Erwartungen/Herausforderungen kommen hier auf die Region zu?
Lars Schöning: Diese Verbindung schließt eine Lücke auf dem Verkehrskorridor von Nordschweden bis Süditalien. Die Wirtschaft erwartet von der verkürzten Reisezeit nach Skandinavien sowie der engeren Bindung vor allem Dänemarks und Schwedens an Zentraleuropa eine deutliche Aufwertung der Standortqualitäten in der Region. Der Hansebelt ist das Bindeglied zwischen den Metropolen Hamburg und Kopenhagen/Malmö. Die Hansestadt Lübeck wird als größte Stadt zwischen Hamburg und Kopenhagen sowie als ausgewiesenes Verkehrsdrehkreuz (A1/A20, Hafen, Flughafen, Eisenbahnstrecken nach Hamburg/Kiel/Lüneburg/Bad Kleinen und Dänemark) das Oberzentrum einer grenzüberschreitenden Fehmarnbelt-Region. Für den Hansebelt ist es von entscheidender Bedeutung, sich als attraktiver Wirtschaftsstandort in der Metropolregion Hamburg und in Dänemark zu präsentieren. Damit vermeidet er es, zum Transitland zwischen den großen Städten zu werden. Der Hansebelt kann mit den Clustern Ernährungswirtschaft, Life Science, zunehmend auch KI, Tourismus und Logistik für sich werben. Bis zur Eröffnung des Tunnels gibt es allerdings einige Herausforderungen zu bewältigen. Dazu gehört vor allem der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur: im Kreis Ostholstein der Bau der Straßen- und Schienenanbindung mit dem Fehmarnsund-Tunnel, der Bau der Energietrassen, die einige Gemeinden zusätzlich belastet, die Generalsanierung der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck sowie auch die Elektrifizierung der Bahnstrecke von Lübeck nach Bad Kleinen. Das wird sicherlich ein Kraftakt für die Region.