Systematisch nachhaltig
Effizienz gewinnen, Kosten senken, Resilienz stärken: So profitieren Betriebe von einem Energie- oder Umweltmanagementsystem
Zertifizierte Energie- oder Umweltmanagementsysteme bedeuten für kleine und mittelständische Unternehmen eine große Chance: Sie lösen einen kontinuierlichen, strukturierten Verbesserungsprozess aus. Das senkt Kosten, mindert Risiken – und schafft Zukunftssicherheit. Deshalb lohnt sich die Implementierung oft auch für Betriebe, die dazu nicht gesetzlich verpflichtet sind.
Das Wichtigste im Überblick:
- Gründe für ein EMS oder UMS: Die Systeme zeigen systematisch, wo Ansatzpunkte für eine Verbesserung der Energieeffizienz liegen. Unternehmen senken so ihre Energiekosten, verbessern die Wettbewerbsfähigkeit und mindern ihre CO2-Emissionen.
- Rechtslage: Unternehmen mit hohem Energieverbrauch sind gesetzlich verpflichtet, ein zertifiziertes EMS oder UMS zu implementieren. Von der Einführung eines solchen Systems profitieren oft aber auch Betriebe, für die diese Vorgabe nicht gilt.
- Umsetzung: Die Einführung eines EMS oder UMS erfordert detaillierte Planung, ein Energieaudit als Bestandsaufnahme sowie klare Zielsetzungen. Aus all dem lassen sich Aktionspläne ableiten. Ein kontinuierliches Monitoring zeigt die Fortschritte.
- Förderung: Der Bund beteiligt sich an den Kosten der nötigen Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, der Monitoring-Sensorik sowie der Energiemanagement-Software. Bei mittelständischen Unternehmen übernimmt der Staat bis zu 35 Prozent der Kosten, bei kleinen Betrieben bis zu 45 Prozent.
- Beratung: Unabhängige Beraterinnen und Berater helfen bei der Gestaltung eines EMS oder UMS. Besonders hilfreich ist ihr Wissen unter anderem bei der Bestandsaufnahme, der Identifikation sinnvoller Maßnahmen sowie im Zertifizierungsprozess.
Malz schroten, die Maische erhitzen, Würze mit dem Hopfen kochen, den Sud kühlen – für das Bierbrauen ist viel Energie notwendig. Etwa 5 bis 15 Prozent der gesamten Produktionskosten einer Brauerei entfallen typischerweise auf Wärme, Kälte und Strom. Ein guter Grund für die Flensburger Brauerei, das Thema systematisch und strukturiert anzugehen: Um die Energieeffizienz zu steigern, Kosten zu sparen und die CO2-Bilanz zu verbessern, hat das Unternehmen bereits vor einigen Jahren ein zertifiziertes Energiemanagementsystem (EMS) eingerichtet. Jetzt geht die Brauerei noch einen Schritt weiter, indem sie ihr EMS durch ein breiter gefasstes Umweltmanagementsystem (UMS) ablöst. Das neue System adressiert neben dem Energieeinsatz auch Felder wie Emissionen, Abfälle und Abwasser oder die Biodiversität.
Die Brauer aus dem hohen Norden haben damit bereits etwas umgesetzt, was demnächst für viele Unternehmen zur Pflicht wird: Das im Herbst 2023 verabschiedete Energieeffizienzgesetz (EnEfG) verlangt von Betrieben, die in den letzten drei Kalenderjahren im Durchschnitt jährlich mehr als 7,5 Gigawattstunden Energie verbraucht haben, bis zum 18. Juli 2025 ein zertifiziertes EMS oder UMS einzurichten – unabhängig von ihrer Mitarbeiterzahl oder ihrem Umsatz. Damit gilt dies auch für kleine und mittelständische Unternehmen.
Systeme stärken die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig
Keine Frage, die neue Vorgabe umzusetzen kostet zunächst einmal Zeit und Geld. Doch was womöglich lästig erscheint, bedeutet vielmehr eine echte Chance für die betroffenen Betriebe. Ganz unmittelbar, weil ein EMS oder ein UMS ein starker Hebel ist, um die Energiekosten zu senken: Die Systeme machen Einsparpotenziale sichtbar, indem sie offenlegen, welche Prozesse überproportional viel Energie verbrauchen. Auf diese Weise können Unternehmen erkennen, wo es sich besonders lohnt, Effizienzmaßnahmen wie zum Beispiel den Einbau energiesparender Anlagentechnik oder die Dämmung von Gebäuden und Rohrleitungen zu ergreifen. Bei der Priorisierung von Effizienzmaßnahmen hilft auch, dass EMS und UMS einen Vergleich möglicher Schritte erlauben. Daraus kann beispielsweise hervorgehen, dass die Modernisierung des Druckluftsystems oder der Umstieg auf eine LED-Beleuchtung ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweist als die Investition in einen neuen Wärme- oder Kälteerzeuger. Ebenso zeigen sie Optionen für den Umstieg auf erneuerbare Energien auf. So können Betriebe damit etwa die Rentabilität einer neuen Photovoltaik- oder Solarthermieanlage oder eines Biomassekessels ermitteln. Nicht zu unterschätzen ist zudem, dass EMS und UMS mit der detaillierten Darstellung der Verbräuche unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Bewusstsein für den sparsamen Einsatz von Energie und anderen Ressourcen schaffen.
Mit all dem werden die Unternehmen zugleich resilienter – Preissprünge auf den Energiemärkten belasten Betriebe weniger, wenn sie ihren Gas- oder Strombedarf stetig reduzieren und auf erneuerbare Energien setzen. Damit verringern sie ihr Kostenrisiko und gewinnen an finanzieller Planungssicherheit. Und nicht zuletzt helfen die Systeme Unternehmen dabei, ihren ökologischen Fußabdruck kontinuierlich zu verkleinern. Mit einer höheren Effizienz sinken CO2-Ausstoß und andere Emissionen, der Ressourceneinsatz geht zurück. So können Betriebe ihre Nachhaltigkeitsstrategien in die Praxis bringen, das Image verbessern und neue Kunden, Mitarbeitende und Partner gewinnen. Denn schließlich ist die Klima- und Umweltbilanz heute ein wichtiges Kriterium bei der Wahl etwa eines Lieferanten oder Arbeitgebers.
Mit der Implementierung eines EMS oder UMS gewinnen Unternehmen also an Wettbewerbsfähigkeit – und das nachhaltig, da sie auf eine permanente Optimierung von Energieeinsatz und anderen Größen zielen. Deshalb ist die Einführung eines solchen Systems oft auch für Betriebe sinnvoll, für die das nicht obligatorisch ist. Das gilt besonders für Unternehmen mit einem jährlichen Energieverbrauch zwischen 2,77 und 7,5 Gigawattstunden, unabhängig von ihrer Größe. Denn die geplante Novelle des Energiedienstleistungsgesetzes (EDL-G) verlangt von ihnen, künftig alle vier Jahre ein Energieaudit vorzunehmen sowie konkrete Pläne für Einsparmaßnahmen zu erstellen. Ein guter Anlass, um gleich ein EMS oder ein UMS zu implementieren!
Fokus auf die Energie – oder ein breiterer Ansatz
Wie können Unternehmen bei der Einrichtung eines Energie- oder Umweltmanagementsystems vorgehen? Zunächst einmal gilt es zu entscheiden, ob man mit einem EMS oder einem UMS arbeiten will. Ersteres zielt darauf ab, systematisch die Energieeffizienz zu steigern und die Energiekosten zu senken; letzteres darauf, die negativen Auswirkungen des gesamten betrieblichen Handelns auf die Umwelt zu verringern. Der Energieeinsatz ist hier nur einer von mehreren Aspekten.
EMS werden in der Regel nach ISO 50001 zertifiziert. Für kleine und mittlere Unternehmen mit vergleichsweise geringem Energieverbrauch gibt es aber eine Alternative: Die Norm ISO 50005 definiert eine Art „Energiemanagement light“, das nach und nach auf das Niveau der ISO 50001 weiterentwickelt werden kann. Bei UMS erfolgt die Zertifizierung meist nach dem EMAS-Standard oder nach ISO 14001.
Die Anforderungen und der Zertifizierungsaufwand sind bei einem UMS höher als bei einem EMS. Die Flensburger Brauerei hat sich dennoch dazu entschieden, von einem EMS nach ISO 50001 auf ein EMAS-zertifiziertes UMS zu wechseln. „Unser Energiemanagementsystem wurde im Unternehmen nicht so gelebt wie wir uns das gewünscht und erwartet haben“, erläutert Michael Seip, Leiter Nachhaltigkeit der Flensburger Brauerei. „Das neue System bringt mehr Schwung, auch weil es Geschäftsführung und Fachabteilungen besser ins Boot holt.“ Wobei er betont, dass für andere Branchen und Unternehmen ein zertifiziertes EMS durchaus sehr sinnvoll sein kann. „Es kommt hier auf den Einzelfall an“, erklärt der Experte.
Energie- und Umweltmanagement als kontinuierliche Prozesse
Zur Einführung eines EMS oder UMS ist es ratsam, zunächst ein abteilungsübergreifendes Team zu bilden, das für die Planung und Umsetzung verantwortlich ist. Eine zentrale Aufgabe des Teams liegt darin, eine Energie- oder Umweltstrategie zu definieren, die konkrete, überprüfbare Ziele enthält. Dann geht es an die Umsetzung. Den Auftakt macht ein Energieaudit, das detailliert zeigt, wo im Unternehmen wie viel Brennstoffe und Strom verbraucht werden. Bei einem UMS kommen hier weitere Größen wie etwa Emissionen oder Abfälle hinzu. Aus den Audits geht hervor, wo sinnvolle Ansatzpunkte für eine Optimierung liegen. Um all die Daten in der nötigen Auflösung erfassen und darstellen zu können, bedarf es einer geeigneten Messinfrastruktur. Dafür gewährt der Bund eine Förderung. Geld vom Staat gibt es auch für Schulungen, die sicherstellen, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Energie- oder Umweltstrategie vertraut sind und ihren Beitrag zum Erfolg leisten.
Anschließend gilt es, Aktionspläne samt Zeitrahmen festzulegen, mit denen sich die gesetzten Ziele erreichen lassen. Sind einzelne Maßnahmen realisiert, lässt sich anhand von Messdaten erkennen, was sie konkret gebracht haben. Der Prozess verläuft kontinuierlich: Das regelmäßige Monitoring der relevanten Kenngrößen zeigt, welche Fortschritte bereits erzielt wurden – und wo noch weitere Maßnahmen folgen oder Korrekturen vorgenommen werden müssen. Spezielle EMS- oder UMS-Software unterstützen bei all diesen Aufgaben.
Dabei lassen die Systeme ausreichend Spielraum. „Unser Umweltmanagementsystem gibt uns ein Gerüst“, erklärt Seip. „Innerhalb dessen ist die Flexibilität aber groß. So können wir etwa im Laufe der Zeit auch Technologien einsetzen, die heute noch nicht verfügbar oder wirtschaftlich sind.“
Unabhängige Beraterinnen und Berater geben Unterstützung
Ein EMS oder UMS zu implementieren bringt einige prozessuale, organisatorische und technische Herausforderungen mit sich. Daher kann es sinnvoll sein, externe Expertise hinzuzuziehen. Spezialisierte Beraterinnen und Berater verfügen über das nötige Fachwissen und die Erfahrung, um das Managementsystem so zu gestalten, dass die übergeordneten Ziele des Unternehmens erreicht werden. Besonders hilfreich ist ihr Know-how unter anderem bei der Bewertung des Status Quo, der Identifikation sinnvoller Maßnahmen sowie im Zertifizierungsprozess. Auch hierfür stellt der Bund unter bestimmten Bedingungen Fördermittel bereit.
Ob mit externer Unterstützung oder ohne: Die Einführung eines EMS oder UMS mag im Unternehmen Ressourcen binden, zahlt sich aber in der Regel allein schon durch die Einsparungen bei den Energiekosten aus. Wohl noch wichtiger ist jedoch, dass die Betriebe damit an Zukunftssicherheit gewinnen. Die Systeme machen es möglich, Effizienz und Produktivität zu steigern, Risiken zu verringern – und so auch langfristig ihre Position im Wettbewerb zu stärken.
Förderprogramme für Energie- und Umweltmanagementsysteme
Der Bund unterstützt die Einrichtung von Energiemanagementsystemen unabhängig davon, ob ein Unternehmen dazu gesetzlich verpflichtet ist oder nicht. Für KMU sind vor allem diese Angebote attraktiv:
- Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW): Mit dem Modul 3 dieses Programms fördert der Bund Investitionen in Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Sensorik für das Monitoring sowie Energiemanagement-Software. Auch für die Schulung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durch Dritte im Umgang mit der Software gibt es Geld. Bei Mittelständlern übernimmt der Staat bis zu 35 Prozent der förderfähigen Kosten, bei kleinen Unternehmen bis zu 45 Prozent.
- Bundesförderung für Energieberatung für Nichtwohngebäude, Anlagen und Systeme, Modul 1: Das Programm richtet sich an Unternehmen, die externe Expertinnen und Experten beauftragen wollen, ein Energieaudit durchzuführen. Die Fachleute ermitteln das Energieverbrauchsprofil eines Gebäudes, eines Betriebsablaufs oder einer Anlage und stellen Möglichkeiten zur Energieeinsparung dar. Der Bund trägt 50 Prozent des förderfähigen Beratungshonorars. Der Höchstbetrag liegt bei 3.000 Euro, wenn die jährlichen Energiekosten 10.000 Euro übersteigen. Liegen die Kosten darunter, ist die Förderung auf 600 Euro gedeckelt.
Diese Programme können auch bei der Implementierung eines Umweltmanagementsystems in Anspruch genommen werden.