Mit der Gebäudeautomatisierung Energiekosten senken

Besonders kleine und mittelständische Betriebe profitieren von der automatischen Steuerung von Heizung, Beleuchtung und weiterer Haustechnik

Kosten sparen, die Klimabilanz verbessern, den Komfort steigern: Die automatisierte Steuerung von Heizung, Beleuchtung und anderen Haustechnik-Anlagen senkt den Energieverbrauch – und sorgt zugleich für eine hohe Aufenthaltsqualität in den Räumen. Kleine und mittelständische Unternehmen profitieren von der Gebäudeautomatisierung besonders. 

Das Wichtigste im Überblick:

  • Weniger Kosten, mehr Komfort: Die smarte Steuerung der Haustechnik spart erhebliche Mengen an Energie – bei vergleichsweise geringen Investitionen. Zugleich steigert die Gebäudeautomatisierung die Aufenthaltsqualität in den Räumen.
  • Flexibler Einstieg: Unternehmen können mit einfachen, kostengünstigen Lösungen starten, etwa smarten Heizkörper-Thermostaten oder Bewegungsmeldern, und dann nach und nach ein umfassendes System zur Gebäudeautomatisierung aufbauen.
  • Digitalisierung: Lösungen zur Gebäudeautomatisierung liefern wertvolle Daten, die sich für ein übergeordnetes Energie- oder Umweltmanagementsystem nutzen lassen.
  • Gesetzliche Vorgaben: Ab Anfang 2025 müssen alle neu errichteten Nichtwohngebäude mit einem System zur Gebäudeautomatisierung ausgerüstet werden.
  • Förderung: Der Bund unterstützt Unternehmen bei der Gebäudeautomatisierung mit mehreren Förderangeboten.

Wie viel besser gelingt im Winter der Start in den Arbeitstag, wenn das Büro oder die Werkhalle morgens beim Betreten bereits geheizt ist! Smarte Thermostate machen es möglich: Sie steuern die Heizkörper so, dass die Räume genau zum richtigen Zeitpunkt angenehm warm sind. Damit schaffen sie nicht nur Behaglichkeit, sondern reduzieren auch den Energieverbrauch. Denn die Thermostate regeln die Heizkörper selbsttätig wieder herunter, wenn die Räume nicht mehr genutzt werden. Zudem vermeiden sie über eine voreingestellte Solltemperatur, dass die Heizkörper zu viel Wärme abgeben.

Smarte Thermostate sind ein einfaches Beispiel dafür, wie Unternehmen mit einer automatischen Steuerung der Haustechnik Komfort gewinnen, Kosten sparen und ihre Klimabilanz verbessern können. Das Konzept trägt den Namen Gebäudeautomatisierung: Sie regelt Anlagen wie die Heizung, die Beleuchtung oder Klimatisierungs- und Lüftungssysteme so, dass die einzelnen Räume mit geringstmöglichem Energieeinsatz bestmöglich versorgt werden. Damit stellt sie sicher, dass die Beschäftigten klimatisch optimale Arbeitsbedingungen vorfinden. Zugleich ist so gewährleistet, dass die hier geltenden gesetzlichen Anforderungen jederzeit erfüllt werden.

In modernen Bürogebäuden ist die Gebäudeautomatisierung längst etabliert. Doch auch in Industrie-, Gewerbe-, Handels- und Freizeitimmobilien, Hotels oder Krankenhäusern ist sie ein starker Hebel, um Energieverbrauch und -kosten sowie die CO2-Emissionen zu reduzieren – auch in Bestandbauten, unabhängig ihres Alters. Zugleich verbessert sie die Aufenthaltsqualität am Arbeitsplatz, was sich positiv auf das Wohlbefinden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auswirkt.

Smart industry control concept.Hands holding tablet on blurred automation machine as background

Kleiner Aufwand, großer Nutzen

Für kleine und mittelständische Unternehmen hat das Konzept besonderen Charme, weil der Investitionsbedarf vergleichsweise gering, der Nutzen aber hoch ist. Oft genügt es, bestehende Anlagen um die Komponenten für die Automatisierung zu erweitern – sie werden damit quasi nachträglich smart. Die Praxis zeigt, dass der Energieverbrauch etwa einer Heizung auf diese Weise vielfach um 15 bis 30 Prozent sinkt.

Für manche Betriebe ist die automatisierte Steuerung künftig sogar Pflicht. Denn die aktuelle Fassung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) verlangt, ab Anfang 2025 alle neu errichteten Nichtwohngebäude mit einem System zur Gebäudeautomatisierung auszurüsten. Die Größe des Unternehmens spielt dabei keine Rolle. Für bestehende Nichtwohngebäude mit einer Heizungs- oder Klimaanlage, die eine Leistung von mehr als 290 Kilowatt hat, gilt, dass sie bis zum 31. Dezember 2024 mit Technik zur digitalen Überwachung der Energieverbräuche ausgestattet sein müssen – die Vorstufe zu einer umfassenden Gebäudeautomatisierung.

Doch auch Betriebe, die nicht von diesen Vorgaben betroffen sind, sollten die Einführung einer automatisierten Steuerung der Haustechnik erwägen, zumindest in Teilbereichen – die Investition amortisiert sich in der Regel schnell. Wer Aufwand und Kosten scheut, kann mit einfachen Lösungen wie der Steuerung von Heizkörpern mit Thermostaten starten und diese dann später zu einem umfassenden System ausbauen. 

Zur Attraktivität der Gebäudeautomatisierung trägt auch bei, dass der Bund für die nötige Technik Zuschüsse gewährt: Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude übernimmt der Staat im Programm „Einzelmaßnahmen“ (BEG EM) bei Bestandsbauten 15 Prozent der förderfähigen Kosten. Wer die Mittel in Anspruch nehmen will, muss allerdings zertifizierte Energieeffizienz-Fachleute einbinden. Auch dafür gibt es unter bestimmten Bedingungen einen Zuschuss – der Staat trägt bis zu 50 Prozent der förderfähigen Beratungskosten. Wer ein über die Gebäudeautomatisierung hinausgehendes Energie- oder Umweltmanagementsystem implementieren will, kann zudem Fördergelder für die dafür benötigte Mess-, Steuer- und Regelungstechnik in Anspruch nehmen. Der Bund übernimmt bis zu 45 Prozent der Kosten.

Einfache Steuerung von Beleuchtung und Heizung

Zum Einstieg in die Gebäudeautomatisierung bietet sich die Beleuchtung an, da sich das Konzept hier in der Regel leicht umsetzen lässt. Dazu müssen Betriebe lediglich Bewegungsmelder installieren und diese mit dem Beleuchtungssystem verknüpfen. Betritt eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter den Raum, schalten sich die Lampen selbsttätig ein; hat sich der Raum geleert, löschen sie das Licht. In Räumen mit Tageslicht, in denen sich tagsüber durchgängig Menschen aufhalten, ist es sinnvoll, die Intensität der Beleuchtung auch an den Einfall von natürlichem Licht zu koppeln. Sensoren melden, wenn viel Sonnenlicht in den Raum einfällt, so dass die Steuerung das Beleuchtungssystem dimmen kann.

Ähnlich unkompliziert ist der Einbau smarter Thermostate in die Heizkörper. Die Heizzeiten und die gewünschte Raumtemperatur lassen sich bequem am Thermostat, über eine App oder ein Webportal einstellen. Die Geräte erkennen meist auch, wenn im Raum ein Fenster geöffnet wird. Sie regeln die Heizkörper dann kurzzeitig herunter, um ein Überheizen zu vermeiden. Auch Flächenheizungen lassen sich auf diese Weise steuern.

Wie schnell sich smarte Thermostate amortisieren, zeigt das Beispiel eines mittelständischen Unternehmens: Der Betrieb hat 5.200 Euro in 65 Thermostate investiert. Damit spart er nun jährlich rund 10.000 Kilowattstunden Erdgas, was die Energiekosten bei den derzeitigen Gaspreise um ungefähr 1.000 Euro pro Jahr reduziert. Die Investition hat sich also nach gut fünf Jahren bezahlt gemacht. Die Rendite liegt bei circa fünf Prozent.

Integration von Wetterprognosen

Noch mehr Energie sparen Systeme für die Gebäudeautomatisierung, die bei der Steuerung auch Wetterprognosen berücksichtigen. Davon profitieren Unternehmen vor allem bei der Erzeugung von Heizwärme. Weiß das System beispielsweise, dass die Außentemperaturen im Laufe des Tages deutlich steigen werden, kann es den Heizkessel im Vorfeld drosseln, weil später weniger Wärme benötigt wird. Ebenso an Wintertagen mit laut Wetterbericht wolkenlosem Himmel: Die Sonne bringt tagsüber viel Wärme in die Räume, so dass die Heizung frühzeitig heruntergelegt werden kann.

Die Königsdisziplin der Gebäudeautomatisierung ist jedoch eine Steuerung, die beim Zusammenspiel einzelner Gewerke ansetzt. Fachleute sprechen hier auch von einer Vollautomatisierung. Ein Beispiel dafür: Heizung und Klimaanlage arbeiten effizienter, wenn das Verschattungssystem mithilft, den Raum auf die gewünschte Temperatur zu bringen. So kann eine automatisierte Steuerung gerade in den Übergangsmonaten dazu beitragen, die Wärme der einfallenden Sonne optimal zu nutzen – etwa indem sie an einem kühlen, aber sonnigen Morgen die Jalousien zunächst oben lässt. Heizt die Sonne den Raum dann im Laufe des Tages über den Sollwert hinaus auf, fährt die Verschattung herunter, um zu verhindern, dass die Klimaanlage eingreifen muss.

Digitalisierung bringt mehrfachen Nutzen

Systeme für die Gebäudeautomatisierung bestehen unabhängig von ihrer Komplexität aus drei Komponenten: Sensoren, Aktoren und die Steuereinheit. Die Sensoren messen Größen wie Temperatur, Helligkeit oder die Anwesenheit von Personen; die Aktoren setzen die Befehle um, etwa indem sie Heizkörper herunterregeln oder die Beleuchtung dimmen. Die Steuereinheit analysiert die von den Sensoren gesammelten Daten und leitet daraus Befehle ab, die sie an die Aktoren weitergibt. Dabei arbeitet sie entweder mit vorgegebenen Regeln wie zum Beispiel einer Solltemperatur der Raumwärme – oder aber mit Algorithmen und künstlicher Intelligenz, die die Regelstrategie permanent verfeinern. Die Kommunikation der einzelnen Einheiten erfolgt über standardisierte Protokolle. Sie machen es möglich, dass die Komponenten auch dann zusammenarbeiten können, wenn sie von verschiedenen Herstellern stammen. 

Mit der Einführung eines Systems zur Gebäudeautomatisierung machen Unternehmen also zugleich auch einen großen Schritt auf dem Weg zur Digitalisierung ihrer Haustechnik. Davon können sie noch in weiterer Hinsicht profitieren: Die im Zuge der automatisierten Steuerung gewonnen Daten sind sehr wertvoll für Energie- oder Umweltmanagementsysteme, die viele Betriebe implementiert haben. Sie zielen darauf ab, einen kontinuierlichen, strukturierten Verbesserungsprozess auszulösen, der Energieverbräuche und Emissionen systematisch senkt. Umgekehrt ist die automatisierte Steuerung der Haustechnik aber auch ein starkes Instrument, die im Rahmen des Energie- und Umweltmanagements identifizierten Ineffizienzen zu beseitigen – die beiden Systeme ergänzen sich bestens.

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Fachartikel "Gebäudeautomatisierung" - Transfer-Hub Klimaneutrales Wirtschaften SH

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