Nachhaltigkeit und Social Responsibility

Klimawandel, Plastikmüll in den Meeren, Wasserknappheit – Die ökologische und soziale Nachhaltigkeit ist zu einem globalen Kernthema geworden. Spätestens seit der Verabschiedung der Sustainable Development Goals 2016 - den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der UN, ist das Thema Nachhaltigkeit noch stärker in den Fokus gerückt. Auch im Mittelstand. Hier wurden weitreichende Diskussionen über die unternehmerische Verantwortung angestoßen. Welchen Stellenwert nehmen Nachhaltigkeit und damit einhergehend auch Social Responsibility derzeit ein? Und wie sind diese Themen für die Arbeitgebermarke eines Unternehmens zu nutzen? Darüber haben wir Tim Warszta, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Fachhochschule Westküste, gesprochen.

WTSH-Online Redaktion: Welche Bedeutung haben aus Ihrer Sicht die Themen Nachhaltigkeit und Social Responsibility heute für die Unternehmen in Schleswig-Holstein?

Prof. Tim Warszta: Das Thema Nachhaltigkeit, also die Ausrichtung des eigenen Handelns auf langfristige ökologische, soziale und ökonomische Wirksamkeit gewinnt zunehmend an Bedeutung. Während Unternehmen in früheren Zeiten häufig nur ihre ökonomische Wirksamkeit optimierten, erwarten die Öffentlichkeit und der Markt heute zunehmend eine Orientierung an ökologischen und sozialen Werten, die sich im Handeln der Unternehmen zeigt. Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels kann ein nachhaltiges Image einen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt darstellen.

WTSH-Online Redaktion: Wie können Nachhaltigkeit und Social Responsibility für die Arbeitgebermarke genutzt werden?

Prof. Tim Warszta: Eine gute Arbeitgebermarke beinhaltet jene Arbeitgebereigenschaften, die authentisch für das Unternehmen sind, von der Zielgruppe als wichtig erachtet werden und die das Unternehmen von den anderen Unternehmen differenzieren. Themen wie Nachhaltigkeit und Social Responsibility stehen in der heutigen Zeit bei vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern hoch im Kurs. Vor diesem Hintergrund kann man damit wahrscheinlich bei der Zielgruppe punkten. Wenn allerdings immer mehr Unternehmen sich als nachhaltig bezeichnen, muss man als Arbeitgeberin oder Arbeitgeber schon etwas mehr tun, um sich zu differenzieren. Das wichtigste ist in meinen Augen aber, dass Nachhaltigkeit wirklich zum Unternehmen passt. Sprich: Es hat nur Sinn, Nachhaltigkeit und Social Responsibility in der Arbeitgebermarke zu kommunizieren, wenn diese wirklich authentisch für das Unternehmen sind und im Unternehmen gelebt werden.

WTSH-Online Redaktion: Welche Rolle spielt denn konkret die Authentizität bei der Implementierung der Themen Nachhaltigkeit und Social Responsibility im Rahmen der Arbeitgebermarke?

Prof. Tim Warszta: Authentizität bei der Arbeitgebermarke ist in erster Linie wichtig, um Enttäuschungen zu vermeiden. Potenzielle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entscheiden auf Basis der Arbeitgebermarkenkommunikation, ob sie sich bei einem Unternehmen bewerben wollen. Wenn die versprochenen Eigenschaften – in unserem Fall die Nachhaltigkeit – dann bei Jobantritt nicht vorgefunden werden, führt das in der Regel zu Demotivation und auch Fluktuation. Und das wäre natürlich nicht nachhaltig! Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, von Anfang an eine realistische Tätigkeitsvorschau zu bieten. Der zweite Grund aus dem Authentizität besonders wichtig ist, liegt in unserer medialen Umwelt. Unternehmen haben heutzutage keine Informationshoheit mehr, weil über Social Media Plattformen und insbesondere Arbeitgeberbewertungsportale auch Dritte Informationen über das Unternehmen verbreiten können. Will heißen: Wenn der Außenauftritt nicht zu dem passt, was drinnen gelebt wird, wird das sehr schnell publik.

WTSH-Online Redaktion: Was sollten Unternehmen konkret tun, um diese Themen in ihre Arbeitgebermarke zu implementieren?

Prof. Tim Warszta: Nachhaltigkeit ist ein Wert an sich und sollte nicht nur zu Marketing-Zwecken betrieben werden. Insbesondere vor dem Hintergrund der Authentizität sollten Unternehmen als erstes innen anfangen, ihr Handeln nachhaltiger zu gestalten, bevor sie nach außen kommunizieren. Dabei gilt es die verschiedenen Aspekte der Nachhaltigkeit zu balancieren: ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit sind als Dreiklang zu berücksichtigen.

 

Das Interview führte Ute Leinigen

Zur Person

Prof. Dr. Tim Warszta ist Wirtschaftspsychologie und Betriebswirt. Seit September 2012 ist er als Professor für Wirtschaftspsychologie an der Fachhochschule Westküste tätig und leitet dort das Westküsteninstitut für Personalmanagement. Hier forscht er zu Themen der Digitalisierung mit Schwerpunkt auf der digitalen Personalrekrutierung.

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