Staffelstabübergabe

Das neue Gesicht an der Spitze der WTSH

Staffelstabübergabe bei der WTSH: Dr. Hinrich Habeck übernimmt die Geschäftsführung von Dr. Bernd Bösche, der sich nach mehr als 19 Jahren an der Spitze der zentralen Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landes in den Ruhestand verabschiedet. Der eine kommt, der andere geht. Wir haben mit beiden Geschäftsführern gesprochen. Ein Blick auf den Standort, Bewährtes, Zukünftiges, aber auch Vergangenes. 

Dr. Hinrich Habeck - WTSH

WTSH-Online Redaktion: Herr Dr. Habeck, freuen Sie sich auf Ihre neue Aufgabe?

Dr. Habeck: Ja, ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe und die neuen Herausforderungen. 

WTSH-Online Redaktion: Herr Dr. Bösche, wenn Sie nach mehr als 19 Jahren an der Spitze der WTSH auf das Erlebte und Geschaffene zurückblicken, was bleibt? Was ist Bestandteil des Staffelstabes, den Sie an Hinrich Habeck übergeben? 

Dr. Bösche: Es war immer mein Anspruch für die WTSH, die mittelständischen Unternehmen in Schleswig-Holstein bestmöglich zu unterstützen. Das haben wir gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen gut hinbekommen. Die Ausrichtung auf die Bedarfe der schleswig-holsteinischen Mittelständler ist der WTSH in Fleisch und Blut übergegangen. Das ist das eine, was bleibt. Das andere was bleibt, ist das Nach-vorne-Denken. Also nicht nur die Nachfrage zu bedienen, sondern auch als Innovationstreiber neue Entwicklungen und Themen, auch von globaler Tragweite auf Schleswig-Holstein heruntergebrochen, zu erkennen und voranzubringen. Auch das ist Teil der DNA der WTSH geworden. 

WTSH-Online Redaktion: Das hört sich nach einer soliden Basis an. Das bedeutet, Herr Dr. Habeck, Sie können die Ärmel hochkrempeln und gleich loslegen. Wie wird das zunächst aussehen?

Dr. Habeck: Ich sehe Wirtschaftsförderung als Kontaktsport. Das bedeutet, dass ich zunächst mit sehr vielen Menschen sprechen werde. Sowohl mit Unternehmerinnen und Unternehmern als auch mit Akteuren in Institutionen, mit denen wir gemeinsam Wirtschaftsförderung betreiben. Und selbstverständlich mit den Kolleginnen und Kollegen. Es wird darum gehen, das positive Bild, was ich von der WTSH habe und auch das zukünftige Bild der WTSH, in Gesprächen zu schärfen und weiterzuentwickeln. Dazu sind Impulse und der Blick von außen und innen wichtig. Also mein Ärmelhochkrempeln wird zu Beginn darin bestehen, Gespräche zu führen und Gesicht zu zeigen. 

Dr. Hinrich Habeck (li) und Dr. Bernd Bösche - WTSH

WTSH-Online Redaktion: In den vergangenen zwei Jahren haben wir festgestellt, wie volatil die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft waren. Es gibt rasante Entwicklungen, Umgestaltungen, in einem teilweise atemberaubenden Tempo. Hinzu kommt, dass die Auswirkungen aufgrund der aktuellen Entwicklungen noch nicht absehbar sind. Dennoch hat sich gezeigt, dass sowohl Gesellschaft als auch Wirtschaft und Wirtschaftsförderungen in den vergangenen zwei Jahren gelernt haben, sich anzupassen. Was haben Ihrer Meinung nach Mittelstand und Wirtschaftsförderungen gelernt und was werden sie in die Zukunft mitnhemen?

Dr. Habeck: Was meiner Ansicht nach den Weg in die (Unternehmens-)Zukunft findet, ist das Bewußtsein darüber, dass die Unternehmen, trotz aller Umstände, eine sehr hohe Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Agilität bewiesen haben und schnell und auch erfolgreich auf geänderte Rahmenbedingungen reagieren konnten. Diese Bewußtsein wird man mitnehmen und in künftige Methodenkompetenzen implementieren. Denn die Frage wird sein, wie sich Unternehmen künftig auf vorhersehbare Umbrüche, wie zum Beispiel Digitalisierung und KI, Klimawandel und Nachhaltigkeit und auch auf unvorhersehbare Herausforderungen einstellen. Mit welchem Mindset, mit welchen Arbeitsweisen und mit welchen Kooperationen und Partnern stellt man sich auf Umbrüche ein. Ich glaube, das ist es auch, was die Wirtschaftsförderung verstärkt als eine ihrer Aufgaben ansehen sollte: Die Methodenkompetenz der Unternehmen im Hinblick auch bevorstehende Veränderungen zu stärken. 

Dr. Bösche: Das stimmt. Um ein maritimes Bild zu nutzen - der agile, flexible Mittelstand ist das Schnellboot, die großen Konzerne eher die Tanker. Insofern sind Mittelständler im Hinblick auf immer volatilere Rahmenbedinungen und schneller wechselnde Anforderungen per se schon gut aufgestellt. Damit haben sie aber nicht alle Probleme dauerhaft gelöst. Unternehmen müssen ihre Anpassungsfähigkeit erhalten und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erlauben und ermöglichen, dieses Tempo mitzugehen. Dazu gehören auch die Entwicklung, Implementierung und Nutzung neuer Technologien. Eines der Kernthemen wird die Digitalisierung des Mittelstandes bleiben. Und es wird eine Aufgabe für die Wirtschaftsförderung bleiben, insbesondere dieses Kernthema weiter in die Unternehmen hineinzutragen. 

Dr. Habeck: Neben diesem großen Thema Digitalisierung, wird das Thema Nachhaltigkeit sehr stark an Bedeutung zunehmen, sowohl ökologisch, ökonomisch und sozial. Nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln, Ressourcen zu schonen - das wird eine weitere große Aufgabe für den Mittelstand. Das bedeutet nicht, dass alle bisherigen Modelle und Mechanismen außer Kraft gesetzt werden, aber es wird eine der wichtigsten Rahmenbedinungen und Herausforderungen für unsere Wertschöpfung sein, mit der wir umgehen müssen. 

Dr. Bernd Bösche - WTSH

WTSH-Online Redaktion: Wie werden sich im Hinblick auf diese veränderten Rahmenbedingungen das Bild und die Aufgaben einer Wirtschaftsförderung ändern? 

Dr. Habeck: Neben dem Informieren, Anstoßen, Beraten und Fördern wird es künftig verstärkt darum gehen, Dinge zu organisieren, die man am besten gemeinsam unsetzen kann. Es wird darum gehen, Felder zu finden, in denen Unternehmen, Forschungseinrichtungen, das Land, miteinander Dinge entwickeln können, so dass alle Beteiligten einen Nutzen davontragen. Das berührt sehr viele Bereiche von der Innovationsfähigkeit, über die Fachkräftegewinnung bis dahin, sich gemeinsam als Standort nach außen zu präsentieren. 

WTSH-Online Redaktion: Schauen wir konkreter auf den Standort Schleswig-Holstein. Mit welchen Pfunden kann der echte Norden im Standortvergleich punkten?

Dr. Bösche: Wir sind hier in Schleswig-Holstein in der glücklichen Situation, dass wir vom Fachkräftemangel nicht so stark betroffen sind wie andere Bundesländer. Qualifizierte Fachkräfte sind bei uns leichter zu finden als anderswo. Das zweite Pfund, was wir in die Waagschale werfen können, ist saubere Energie. Die Versorgung mit erneuerbarer Energie wird immer wichtiger - sowohl für die Gesellschaft insgesamt als auch für die Wirtschaft. Da können wir als Standort ganz start punkten. Wir haben einen deutlichen Überschuss an sauberer Energie, der uns in die Lage versetzt, im Hinblick auf die Energiewende und die CO2-Neutralität Spitzenreiter zu sein. 

Dr. Habeck: Da stimme ich zu. Im Bereich der erneuerbaren Energien sind wir schon strukturell sehr gut aufgestellt, sowohl in Forschung, Entwicklung und Wertschöpfung. Ebenso sehe ich aber auch im Bereich von Life Sciences große Potenziale für den Standort. Insbesondere für das Thema Prävention, das in den kommenden Jahren auch aufgrund der demographischen Entwicklung immer stärker in den Fokus geraten wrid. Auch in der Logistik und im Transportwesen sind wir gut aufgestellt, aber auch hier mit Luft nach oben. Einen wesentlichen Standortvorteil sehe ich allerdings auch in unserer sehr ausgeprägten Kooperationsbereitschaft, egal ob zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen oder anderen Partnern. Dieses Mindset, des voneinander und miteinander Lernens wird im echten Norden gelebt und zahlt auf die Innovationsfähigkeit des Standortes ein. Diese starke Ausgangsposition müssen wir nutzen und weitere positive Beispiele auf den Weg bringen. 

WTSH-Online Redaktion: Herr Dr. Habeck, kommen wir zu den persönlichen Vorzügen, die Schleswig-Holstein bietet. Sie sind Schleswig-Holsteiner, haben viele Jahre woanders gelebt und sind zurückgekommen. Was schätzen Sie persönlich besonders am echten Norden? 

Dr. Habeck: Ganz viel! Ich greife mal zwei wesentliche Dinge heraus. Erstens: Das umkomplizierte Miteinander im echten Norden und zweitens ist Schleswig-Holstein für mich ein Land mit viel Weite und vielen Horizonten - und das in vielerlei Hinsicht. 

WTSH-Online Redaktion: Herr Dr. Bösche, nach mehr als 19 Jahren an der Spitze der WTSH und im Einsatz für den echten Norden, was werden Sie am meisten vermissen? 

Dr. Bösche: Ich habe immer dafür gebrannt, innovative Unternehmen in ihrer Entwicklung zu unterstützen und einen Beitrag zur Gestaltung ihrer Zukunft zu leisten. Vermissen werde ich deshalb die große Vielzahl der interessanten Verbindungen mit innovativen mittelständischen Unternehmen und die Zusammenarbeit mit den dahinterstehenden Führungspersönlichkeiten. Mit diesen Menschen zusammen zu arbeiten und gemeinsam mit ihnen Entwicklungen vorantreiben zu können, war für mich großes Privileg. Aber ebenso werde ich natürlich die Kolleginnen und Kollegen der WTSH schmerzlich vermissen, die mit viel Fachwissen, Herzblut und Engagement daran arbeiten, den echten Norden Stück für Stück voranzubringen. Ich hinterlasse hier ein großartiges Team, das ich sehr gerne in die Hände von Hinrich Habeck übergebe. 

Dr. Hinrich Habeck - WTSH

WTSH-Online Redaktion: Herr Dr. Habeck, worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie ab Mai 2022 die Geschäftsführung der WTSH übernehmen? 

Dr. Habeck: Ohne pathetisch sein zu wollen: ich freue mich darauf mithelfen zu können, Schleswig-Holstein zukunftsfest aufzustellen. Denn ich selbst lebe und arbeite sehr gerne hier. Und ich möchte aktiv dazu beitragen, dass es vielen anderen Menschen ebenso geht. Voraussetzung für gute Lebens- und Arbeitsbedingungen ist natürlich eine starke Wirtschaft. Und die mit konkreten Hilfsangeboten zu unterstützen, um so den Standort gemeinsam mit einem großartigen Team voranzubringen, darauf freue ich mich sehr. 

WTSH-Online Redaktion: Wir wünschen Ihnen beiden alles Gute für die Zukunft. 

Zur Person

Dr. Hinrich Habeck, gebürtiger Lübecker, studierte in Freiburg im Breisgau und in Tübingen Biologie und Philosophie und promovierte über ein entwicklungsbiologisches Thema. 

Von 1998 bis 2004 arbeitete er in der Forschungsabteilung des Biotech-Unternehmens Exelixis. Anschließend wechselte er als Produktmanager zu Greiner BioOne, wo er für die Entwicklung und Vermarktung diagnostischer Microarrays verantwortlich war. 

Von 2006 bis 2012 war Habeck für die IP Asset Management Agentur Ascenion in Hamburg tätig und ist seit 2012 Geschäftsführer der Life Science Nord Management GmbH. Zu dem Netzwerk für Medizintechnik, Biotechnologie und Pharma gehören rund 500 Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen. 

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