Gründerland Schleswig-Holstein auf dem Vormarsch
Technologieorientierte Gründungen im echten Norden
Schleswig-Holstein gehört mit 120 Gründungen pro 10.000 Einwohner zwischen 2018 und 2020 durchschnittlich pro Jahr zu den Vorreitern in Deutschland, denn bundesweit ist die Zahl der Neugründungen gesunken. Im KfW-Monitor hat sich Schleswig-Holstein im Länderranking von Platz 10 auf Platz 3 hinter Berlin und Hamburg und vor Bayern vorgearbeitet. Vor allem in den Großstädten Kiel, Lübeck und Flensburg haben sich aktive Start-up-Communities gebildet. Doch positive Zahlen sind nicht alles. Wir schauen hinter die Kulissen und zeigen, mit welchen wichtigen, aber auch herausfordernden Themen sich die Gründerszene im echten Norden auseinandersetzt.
Heute sprechen wir mit Dr. Annelie Tallig, Teamleiterin der StartUp Förderung & Finanzierung bei der WTSH über technologieorientierte Gründungen und den Weg vom StartUp zum erfolgreichen Marktteilnehmer.
Das Team der StartUp Förderung & Finanzierung bei der WTSH begleitet vor allem technologieorientierte Gründungen und fördert die StartUps von der frühen Gründungsphase auf ihrem Weg bis zum erfolgreichen Unternehmen.
WTSH-Online-Redaktion: Ein großes Thema bei technologieorientierten Gründungen sind Ausgründungen aus Hochschulen. Wie genau funktioniert so etwas?
Dr. Annelie Tallig: In Schleswig-Holstein tun sich immer mehr Gründerinnen und Gründer mit innovativen Ideen hervor. Diese bewegen sich häufig in zukunftsträchtigen Branchen oder greifen technologische Trends auf. Hierbei sind Stichworte wie zum Beispiel Künstliche Intelligenz, Batterietechnologie, Erneuerbare Energien und Life Science zu nennen. Diese Bereiche korrespondieren auch mit den erfolgreichen Studiengängen wie Energiewissenschaften an der Hochschule Flensburg, der Medizintechnik in Lübeck oder Elektrotechnik in Kiel. In diesen Studiengängen gibt es rege Forschungsaktivitäten. Und aus genau diesen entstehen Hochschulausgründungen. Dabei fließt das durch die Forschungen gewonnene Know-How in ein neues Unternehmen mit einem definierten Geschäftsmodell. In solchen Fällen sind die Forscherinnen und Forscher von ihren Forschungsergebnissen so überzeugt und erfahren häufig schon eine erste Marktnachfrage, dass sie aus der Forschung ein markreifes Produkt entwickeln wollen. Diesen Wissensgründungen wird eine besondere Bedeutung zugeschrieben, da sie mit ihren neuen Produkten und Dienstleistungen einen deutlichen Beitrag zur Innovations- und Wirtschaftskraft im ganzen Land beitragen.
WTSH-Online-Redaktion: Jetzt ist das StartUp gegründet, egal ob aus einer Hochschule heraus oder nicht. Wie geht es weiter? Wie kann der Übergang vom jungen StartUp zum erfolgreichen Marktteilnehmer gelingen?
Dr. Annelie Tallig: Gründerinnen und Gründer brauchen in der Regel Mut, sie müssen groß denken und fokussiert und geplant handeln. Und ehrlicherweise benötigen sie auch ein Quäntchen Glück. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass eine gezielte Vernetzung mit bereits erfolgreich am Markt agierenden kleinen oder mittleren Unternehmen StartUps oft entscheidend weiterbringt. Vor allem, wenn Kapital nicht das grundlegende Problem ist, sondern vielleicht ein bestimmtes Know-how, Kapazitäten, Lieferanten oder Kunden. Und am Ende kann auch das KMU vom frischen Wind durch das StartUp profitieren. Übrigens ist unserer Meinung nach eine gezielte, also 1:1 Vernetzung am erfolgversprechendsten, daher ist es immer hilfreich, Partner wie die WTSH zu nutzen. Manchmal wissen Unternehmen noch gar nicht, was sie suchen, bis wir Sie auf geeignete Partner aufmerksam machen.
Schleswig-Holstein ist ein Gründungsland. Es gibt unterschiedlichste Beratungsangebote und Unterstützungsstrukturen, die Gründungsinteressierte von der ersten Idee bis zur Wachstumsphase begleiten. Grenzübergreifendes Engagement und familiäre Netzwerke machen das Gründen im hohen Norden attraktiv.