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Von Kiel nach São Pau­lo – Potenziale für die deutsche Wirtschaft

Wie Unternehmen aus dem echten Norden in Lateinamerika durchstarten können

Ponchos, Panflöten und Alpakas oder Drogen und Korruption - manche Klischees über Lateinamerika halten sich hartnäckig. Dabei ist der Kontinent mit seiner strategischen Relevanz viel mehr als seine Vorurteile. Mit überwiegend demokratischen, politisch stabilen Ländern mit großen Rohstoffvorkommen, wachsenden Binnenmärkten und einer Offenheit gegenüber europäischen Technologien, bietet Lateinamerika Unternehmen echte Chancen. Wir haben mit WTSH-Länderexperte Taris Moaledj darüber gesprochen: 

Vintage-Globus mit Fokus auf Südamerika und Beschriftungen der Länder

WTSH-Onlineredaktion: Wirtschaftlich betrachtet ist Lateinamerika eine interessante Chance für Unternehmen aus Deutschland. Welche Länder sind besonders im Fokus? 

Taris Moaledj: Da sind natürlich erst mal Brasilien und Mexiko, aber auch Kolumbien und Argentinien zu nennen. Brasilien ist mit über 212 Millionen Einwohnern nicht nur der größte Markt Südamerikas, sondern eines der bevölkerungsreichsten Länder der Welt und bietet ein enormes Absatzpotenzial. Kolumbien wird generell ein großes ökonomisches Potenzial zugeschrieben. Das liegt unter anderem an der hohen Verfügbarkeit von Rohstoffen wie Kohle, Gas und Erdöl aber auch an den guten Nutzungsmöglichkeiten erneuerbarer Energien. Auch Argentinien und Mexiko bieten Unternehmen in diversen Branchen interessante Perspektiven.  

WTSH-Onlineredaktion: Und über diese großen Länder hinaus?  

Taris Moaledj: Sozusagen die Geheimtipps in Lateinamerika? Echte Perlen sind zum Beispiel Uruguay und Chile. Uruguay ist Vorreiter in Sachen Erneuerbare Energien. Laut UN Berichten erzeugt Uruguay 90% seiner benötigten Energie aus erneuerbaren Quellen. Kleine Randnotiz zum Klischee der Korruption: Uruguay erreicht im Corruption Perceptions Index 2024 Platz 13 und liegt somit nicht nur hier vor Deutschland. Auch hoch interessant ist Chile. Santiago de Chile hat sich als einer der dynamischsten Standorte Südamerikas für Innovation und Unternehmertum etabliert. Durch staatliche Förderung und einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit und Innovation hat die Stadt einige erfolgreiche Start-ups hervorgebracht. Von FoodTech-Initiativen bis hin zu revolutionären HealthTech-Plattformen ist Santiago ein Hotspot für Unternehmergeist und wird deshalb auch Chilecon-Valley genannt. 

WTSH-Onlineredaktion: Aus aktuellem Anlass wird wieder über Mercosur und das Abkommen mit der EU gesprochen. Was verbirgt sich dahinter? 

Taris Moaledj: Mercado Común del Sur, kurz Mercosur, ist ein regionaler Zusammenschluss der Länder Brasilien, Uruguay, Paraguay, Argentinien und Bolivien. Durch die Abschaffung von Zöllen, die Einführung eines gemeinsamen Außenzolls und eine koordinierte Außen-, Handels- und Finanzpolitik entsteht eine große Freihandelszone in Südamerika. Durch ein geplantes Abkommen zwischen Mercosur (ohne Bolivien) und der EU könnte die größte Freihandelszone der Welt entstehen. Das eigentliche Abkommen wird noch verhandelt, aber es gibt ein Interims-Abkommen, das jetzt zur Ratifizierung vorliegt. Darin enthalten sind die Abschaffung von Zöllen, Marktzugang im Dienstleistungshandel, Zugang zu öffentlichen Beschaffungsmärkten sowie die Vereinfachung in der regulatorischen Zusammenarbeit. Das erleichtert den Aufbau und die Pflege von Geschäftsbeziehungen in Südamerika für deutsche Unternehmen enorm. 

WTSH-Onlineredaktion: Stichwort Zölle, die USA und China stehen gerade deswegen auch immer wieder im Fokus. Ist das ein weiterer Grund für den Aufbau von Geschäftsbeziehungen in Lateinamerika?

Taris Moaledj: Auf jeden Fall. Bei den aktuellen geopolitischen Spannungen ist es mehr als sinnvoll durch Diversifikation für stabile Lieferketten zu sorgen. Gerade Südamerika erfährt eine neue strategische Relevanz im globalen Kontext. Die hohe Verfügbarkeit von Rohstoffen, insbesondere von seltenen Erden kann die Abhängigkeit von bisherigen Märkten und Zulieferern verringern. Außerdem ist der Kontinent ein sehr großer Absatzmarkt mit über 650 Millionen Einwohnern.   

WTSH-Onlineredaktion: Gibt es einen allgemeinen Tipp für den erfolgreichen Geschäftsaufbau in Südamerika? 

Taris Moaledj: Man sollte sich auf jeden Fall Zeit nehmen. Der Aufbau von Geschäftsbeziehungen in Lateinamerika setzt Vertrauen voraus. Dabei helfen sicherlich auch Grundkenntnisse in Spanisch. In den meisten Ländern Südamerikas wird Spanisch gesprochen und Small Talk, überhaupt der Aufbau persönlicher Beziehungen, gehört dort einfach zum guten Ton. Allein für seine Bemühungen, Spanisch zu sprechen, wird man übrigens mit großer Herzlichkeit belohnt.

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Mittwoch, 19. November 2025 von 09.00 bis 14.00 Uhr

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