Wie kann die Wirtschaft klimaneutral werden?
In Schleswig-Holstein unterstützt das „Transfer-Hub Klimaneutrales Wirtschaften“ Unternehmen bei dieser Herausforderung
Viele Unternehmen in Schleswig-Holstein wollen in Zukunft klimaneutral wirtschaften, auch wenn die Transformation der klassischen Industrie hin zu einer CO2-freien Wirtschaft eine der größten Herausforderung der kommenden Jahre sein wird. Man stellt sich dieser Aufgabe. In Schleswig-Holstein will man Unternehmen damit nicht allein lassen. Vor diesem Hintergrund hat das Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Naturschutz (MEKUN) die WTSH damit beauftragt, ein Transfer-Hub Klimaneutrales Wirtschaften aufzubauen. Das Ziel: Unternehmen bei ihren Transformationsprozessen, die zu mehr Energie- und Ressourceneffizienz führen, zu unterstützen. Darüber hinaus sollen Kompetenzen im Land gebündelt werden, Projekte initiiert, Chancen eruiert und Erfolgreiches sichtbar gemacht werden. Wir sprachen mit Staatssekretär Joschka Knuth über Chancen, Herausforderungen und Ziele.
WTSH-Onlineredaktion: Beginnen wir mit dem Positiven: welche Potenziale bietet der Standort Schleswig-Holstein der ansässigen Wirtschaft, den Weg in die Klimaneutralität zu gehen?
Joschka Knuth: Voraussetzung für klimaneutrale Geschäftsmodelle ist das Vorhandensein Erneuerbarer Energien. Und Schleswig-Holstein ist Vorreiter beim Ausbau Erneuerbarer Energien. Die Verfügbarkeit Erneuerbarer Energien ist zu einem bedeutenden Standortfaktor geworden und wird in den kommenden Jahren in ihrer Bedeutung für die Wirtschaft noch steigen. Sie ist Bedingung für wirtschaftliches und klimafreundliches Wachstum.
WTSH-Onlineredaktion: Schleswig-Holstein will klimaneutral werden. Wie soll dieses Ziel in Industrie und Gewerbe erreicht werden?
Joschka Knuth: Neben dem weiteren kontinuierlichen und ambitionierten Ausbau der Erneuerbaren Energien geht es in den kommenden Jahren vor allem darum, die Nutzung der verfügbaren Energie voranzubringen. Die Landesregierung erarbeitet derzeit das sogenannte Klimaschutzprogramm 2030, das die notwendigen Maßnahmen auf EU-, Bundes- und Landesebene darstellen wird. Wir wollen die Potenziale erschließen, die sich aus der regionalen Produktion von Grünstrom und grünem Wasserstoff ergeben. Aus diesem Grund setzen wir uns beim Bund für die geeigneten Rahmenbedingungen ein, fördern Leuchtturmprojekte, schaffen planerische Voraussetzungen für die wirtschaftliche und infrastrukturelle Entwicklung und sind im Dialog mit der Industrie, um auch auf Landesebene die bestehenden Rahmenbedingungen stetig weiter zu verbessern.
WTSH-Onlineredaktion: Was wünschen Sie sich persönlich diesbezüglich von den Unternehmen im Land?
Joschka Knuth: Dass wir mit Blick auf die Größe der vor uns liegenden Aufgabe nicht verzagen, sondern die großen Chancen sehen. Viele Unternehmen im Land machen seit Jahren vor, wie sich mit der Energiewende Geld verdienen lässt. Ich wünsche mir, dass die Unternehmen im Land und die Landesregierung gemeinsam den Weg der Transformation gehen. Dazu wird oft auch eine Portion Mut gehören, da Produktionsprozesse neu ausgerichtet und hinterfragt werden müssen. Aber ich bin davon überzeugt, dass sich der Einsatz lohnen wird – sowohl auf ökonomischer, als auch klimapolitischer Ebene. Wenn ein Land das Potenzial hat, von der Energiewende massiv zu profitieren, dann ist das Schleswig-Holstein. Auch, aufgrund unserer Wirtschaftsstruktur. Ich bin mir sicher, dass wir durch die Arbeit des Transfer-Hubs künftig Synergien noch besser nutzen können.
WTSH-Onlineredaktion: Welche Anreize und Förderprogramme sind aus Ihrer Sicht zielführend, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), um den Übergang zu klimaneutralen Geschäftsmodellen zu erleichtern und welche Rolle spielen diese Maßnahmen in der langfristigen Klimapolitik des Landes?
Joschka Knuth: Es gibt eine Vielzahl verschiedener Förderprogramme, die die Umstellung zu klimaneutralen Geschäftsmodellen erleichtern können. Landesseitig zu nennen sind zum Beispiel die Förderungen zur ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft und zur Energieeinsparung bzw. -effizienz, die ja auch durch die WTSH betreut werden.
WTSH-Onlineredaktion: Wie können Unternehmen in Schleswig-Holstein von den Investitionen in erneuerbare Energien profitieren, und welche Strategien verfolgt die Landesregierung, um diese Investitionen zu fördern und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken?
Joschka Knuth: Vor allem durch passende Rahmenbedingungen. Zum Beispiel ein wirksamer CO2-Preis der die entsprechenden Anreize setzt und ein Strommarktdesign, das den hier vor Ort günstig erzeugten Strom auch hier im Norden in der Nutzung seine Preisvorteile ausspielen lässt. Daran arbeiten wir mit viel Einsatz. Die richtigen Marktrahmenbedingungen sind für nachhaltig sinnvolle Investitionen deutlich wichtiger als Förderprogramme. Auch die Förderprogramme werden nur dann Erfolg haben, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.