Wie Schleswig-Holstein und Dänemark die Altenpflege grenzüberschreitend digitalisieren

Deutsch-dänisches Interreg Projekt Care-AI

Auch im Bereich der Altenpflege gibt es grenzüberschreitende, innovative Zusammenarbeit. Das deutsch-dänische Interreg Projekt Care-AI soll die Altenpflege durch Künstliche Intelligenz und Digitalisierung verbessern. Denn Deutschland und Dänemark stehen vor ähnlichen Herausforderungen: Unsere Gesellschaft wird immer älter und der demografische Wandel wirkt sich im Bereich der Altenpflege gleich doppelt aus. Auf der einen Seite gibt es immer mehr Menschen mit einem Alter 80 plus, die erhöhten Bedarf an Pflege haben und auf der anderen Seite führen sinkende Geburtenraten, zu Fachkräftemangel in der Altenpflege. Um die damit einhergehenden Herausforderungen zu bewältigen, wird in der EU der Digitalisierung und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Pflege hohe Priorität eingeräumt - so wie im grenzüberschreitenden Interreg Projekt Care-AI. Was sind die Inhalte und Ziele des Projektes und wer soll einen Nutzen davon haben? Darüber haben wir mit Monika Löffler gesprochen, die als Netzwerkmanagerin das Projekt Care-AI bei der WTSH - eingebettet in das Branchennetzwerk der Digitalen Wirtschaft Schleswig-Holsteins - betreut.

WTSH online Redaktion: Beginnen wir mal mit dem Ziel von Care-AI. Was soll am Ende dabei herauskommen und wer hat einen Nutzen davon? 

Monika Löffler: Ziel des Projekts Care-AI ist es, durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung die Pflegequalität für ältere Menschen zu verbessern und gleichzeitig das Pflegepersonal zu entlasten. Insbesondere geht es darum, die vielfältigen Kompetenzen des Pflegepersonals besser zu nutzen und die individuellen Bedürfnisse der Bewohner am Lebensende besser zu berücksichtigen. Wir möchten ein nachhaltiges Ökosystem schaffen, das nicht nur innovative KI-Lösungen entwickelt, sondern auch die Kooperation zwischen Pflegekräften, Bewohnern, Angehörigen und verschiedenen Institutionen unterstützt.

WTSH online Redaktion: Was werden beide Länder im Rahmen dieses Projektes in die Waagschale werfen und wie soll das zusammengefügt werden?

Monika Löffler: In Dänemark gibt es bereits eine große Menge an digitalen Gesundheitsdaten, die noch nicht optimal genutzt werden. Auch in Deutschland gibt es erste Erfahrungen mit digitalen Gesundheitsdaten. Schleswig-Holstein verfügt über umfangreiche Expertise im Bereich der Digitalisierung und der KI-Entwicklung. Gemeinsam wollen wir die besten Ressourcen beider Länder kombinieren, um maßgeschneiderte Lösungen für die Altenpflege zu entwickeln.

WTSH online Redaktion: Kann man bereits sagen, welche konkreten Anwendungen im Rahmen des Projekts entstehen könnten? Gibt es erste Erfolge, auf die man nach dem ersten Jahr blicken kann?

Monika Löffler: Es gibt tatsächlich erste Basiselemente für die KI-Anwendung, die z. B. die Pflegedokumentation erleichtern können. Das Modell kann Sprache zu Text umwandeln und auf Basis der eingegebenen Daten allgemeine Texte zu Patienten ausgeben. Im nächsten Schritt benötigt die KI inhaltlichen Input. Unsere Rolle als DiWiSH im Care-AI Projekt ist es, ein Ökosystem zwischen IT/KI und der Pflegebranche aufzubauen und die passenden Akteure miteinander zu vernetzen. Das ist uns in diesem Jahr zum Beispiel mit dem Seniorenheim „D & S – Unsere Pflege“ und dem Digitalunternehmen „HowRyou“ gelungen. Das Heim testet aktuell in einigen Patientenzimmern das digitale Assistenzsystem von HowRyou, das Videokommunikation und Smart-Home-Funktionen vereint. Pflegepersonal und Angehörige können darüber schnell und unkompliziert mit Seniorinnen und Senioren kommunizieren und werden zum Beispiel bei einem Sturz alarmiert. 

WTSH online Redaktion: Welchen Bezug haben Sie persönlich zur Altenpflege und nach Dänemark?

Monika Löffler: Mein Bezug zur Altenpflege ist tatsächlich eher persönlicher Natur. Meine Oma ist über 90 und lebt seit Jahren mit Demenz im Heim. Meine Schwiegermutter und mein Schwager samt Schwägerin sind Altenpfleger. Ich kenne also die Herausforderungen auf beiden Seiten. Und Dänemark liegt  für mich schon lange quasi vor der Haustür. Bevor ich mit meinem Mann an die Ostsee gezogen bin, habe ich zehn Jahre auf Sylt gelebt und hatte das Glück eine Zeit lang beruflich regelmäßig nach Dänemark reisen zu dürfen. Die entspannte Art und die Gastfreundschaft der Dänen beeindrucken mich bis heute.

WTSH online Redaktion: Was macht für Sie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit aus?

Monika Löffler: Für mich ist der größte Mehrwert, dass wir voneinander lernen können. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit fördert den Austausch von Wissen und Best Practices. Durch die Zusammenarbeit können wir nicht nur innovative Lösungen entwickeln, sondern auch sicherstellen, dass diese Lösungen grenzüberschreitend anwendbar sind. Es geht nicht nur um den Austausch von Technologie, sondern auch um den Austausch von Ideen und Erfahrungen.

Unser Service

Care-AI
Digitalisierung und künstliche Intelligenz bieten vielversprechende Möglichkeiten für eine bessere Qualität der Altenpflege. Care-AI ist das interdisziplinäre Netzwerk zwischen deutschen und dänischen Partnern.
Enterprise Europe Network
Mit rund 600 Partnerorganisationen in 60 Ländern ist das Enterprise Europe Network (EEN) das weltweit größte Netzwerk für Wirtschaftsförderung.
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