100 löwenstarke Jahre

In diesem Jahr wird bei Original LÖWE in Flintbek gefeiert. Vor hundert Jahren erfand Walther Schröder die erste Original LÖWE Amboss-Schere. Bis 2019 wurde am Kieler Ostufer produziert, seit dem Umzug im Jahr 2019 in Flintbek. Heute wird das Familienunternehmen in dritter Generation von Enkel Randolph Schröder geführt. Mit seinem Team feiert er das Jubiläumsjahr, auch im Rahmen einer Feier, zu der Partner aus der ganzen Welt nach Flintbek kommen. Wir sprachen mit ihm über Tradition und Innovation, den Wandel in der Unternehmenskultur und die aktuellen Herausforderungen.

Er war zehn Jahre alt, als er die erste Original Löwe Schere zeichnete. Präzise. Detailgetreu. Mit dem Logo, Amboss und Feder an der richtigen Stelle. Für ihn war klar: „Ich leite irgendwann mal die Firma. Was das bedeutet, darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Nur die Funktion war klar.“ Seit 1998 ist er nun im Unternehmen – zunächst als Betriebs-, technischer- Vertriebsleiter in Personalunion. Damals hatte das Unternehmen 12 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, heuten sind es 58. Die zehn Jahre haben Vater und Sohn „wunderbar“ zusammen das Unternehmen geleitet. Jeder hatte seinen eignen Bereich, seine Verantwortlichkeiten. Nach und nach wurden mehr Aufgaben vom Vater auf den Sohn übertragen. 2008 schied Schröder Senior aus dem Unternehmen aus.  

Randolph Schröder, Geschäftsführer von Loewe Scheren mit großer Schere

Scherenproduktion? Familientradition! 

Im Jahr 1923 entwickelte Walther Schröder die erste Original LÖWE Amboss-Schere: Die Original LÖWE 1. Die Innovation: Eine ziehende Klinge gegen eine feste Unterlage bilden seitdem das Original LÖWE-Schneidprinzip. Auch nach hundert Jahren ist dieses Prinzip des Schneidens mit einer Schere einzigartig. Die Original Löwe Scheren sind damals technisch den gebräuchlichen, aus zwei Hälften geschmiedeten Scheren überlegen und schneiden leichter, auch aufgrund eines geringeren Gewichtes. Bereits bei den ersten Modellen waren alle Teile austauschbar – und das ist auch heute noch der Fall. Klinge, der Amboss, die Feder und die Lagerung konnten schon seinerzeit, wie auch heute, bei Bedarf ersetzt werden. Selbst für eine 100 Jahre alte Original LÖWE-Schere sind diese Ersatzteile nach wie vor erhältlich. „Damit waren wir schon vor 100 Jahren Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit“, erklärt Schröder stolz. "Wir legen größten Wert auf die optimale Gebrauchseignung und die Langlebigkeit aller Modelle. Alle Produkte unterliegen einer ständigen Optimierung und Verbesserung.“ 

Seit 100 Jahren nachhaltiger Weltmarktführer   

„Für unsere Scheren sind 50 Jahre gar nichts, sie haben kein Lebensende“, meint Schröder. Nachhaltigkeit ist also von Anfang an Kern des Geschäftes, des Produktes und der Fertigung. So bekommt eine siebzig Jahre alte Schere eine neue Klinge und schon macht sie wieder saubere Schnitte. Damit ist Original Löwe Qualitäts-Weltmarktführer geworden – und ist es noch heute. Ein weiteres Standbein von Original Löwe liegt in der Produktion von Bypass-Scheren, die optimal geeignet für den Schnitt an schwer zugänglichen Stellen sind. Egal ob Amboss oder Bypass, die Original Löwe Scheren werden stetig weiterentwickelt und den Bedürfnissen der Kunden und neuer Nutzerinnen und Nutzer und Zielgruppen angepasst. Und auch neue Märkte werden erschlossen, auch in Regionen, in denen andere klimatische Bedingungen herrschen als in Schleswig-Holstein. Bisher verkauft das Unternehmen Scheren in mehr als 80 Ländern, darunter Südeuropa, Japan, Neuseeland, Australien und die USA. Großes Entwicklungspotenzial haben aber auch Asien oder Südafrika. Zunächst gab es die Scheren für den professionellen Wein-, Obst- und Gartenbau, später Industriescheren, wie zum Beispiel Kabelkanalscheren oder Dichtungsprofilscheren. Denn bei Original Löwe gilt: Schneiden statt sägen. „Das Thema Nachhaltigkeit spielt uns in die Hände“, sagt der Geschäftsführer. Nachhaltigkeit bedeutet für Schröder auch, nachhaltig zu wirtschaften, um Krisen zu überstehen, zu wachsen und vor allem, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine langfristige Perspektive und Sicherheit zu bieten. Auch das ist Teil der Unternehmens D N A und selbstverständlich. 

Erst die perfekte Technik, dann der Vertrieb 

Der Großvater war also der Erfinder, dem das Unternehmen diese anspruchsvolle Innovation verdankt. Enkel Randolph Schröder ist ebenso technisch versiert. Mit 20 Jahren restaurierte er einen Oldtimer. „Das hat funktioniert, der fuhr nachher.“ Durch dieses Ereignis motiviert, studierte er Maschinenbau und festigte seine technischen Skills. Sein Vater sei durch und durch Kaufmann gewesen, meint Schröder. Das wollte er ändern, denn wer einen technischen Betrieb führe, müsse Technik verstehen. Bei Randolph Schröder funktioniert das anscheinend nicht nur beim Restaurieren eines Oldtimers, sondern auch im Unternehmen. So schätzen insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Fertigung sein geschultes Auge und den Profi-Blick auf jedes kleine Detail. So schnell kann ihm da niemand etwas vormachen. Will man auch gar nicht. Denn seine Erfahrung und die Expertise der Kolleginnen und Kollegen ergänzen sich, so dass am Ende die hochwertige Original Löwe Schere dabei herauskommt - entstanden im Team, in dem alle auf Augenhöhe miteinander arbeiten.

Unter Schröders Führung wurde die Fertigung komplett neu aufgebaut. Digitalisiert wird im Übrigen bereits seit 30 Jahren, immer wieder, insbesondere in der Fertigung. Doch die Fähigkeit eine fertige Schere in die Hand zu nehmen und durch Fühlen, Sehen und Hören zu prüfen, ob sie einwandfrei ist, wird auch in Zukunft nicht durch Digitalisierung oder den Einsatz von KI gelingen, ist man sich im Unternehmen sicher. Der Faktor Mensch spielt die Hauptrolle. 

Verantwortung bedeutet, am Erfolg teilzuhaben

Fachliche Kompetenz und das Wissen über alle Prozesse erleichtern dem Erfinder-Enkel das Führen, sei aber nur das eine. Viel wichtiger ist es, sich auf Augenhöhe zu begegnen. „Ich kam als knapp 30 jähriger in die Firma, als einziger von der Hochschule. Da hieß es: Jetzt kommt der Sohn, das ist nicht unbedingt der, der Ahnung hat. So ein Studierter,“ erinnert sich Schröder. „Ich musste lernen, mich zu bewähren und meine Ideen durchzusetzen, habe aber auch insbesondere in der Anfangszeit sehr viel von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelernt – und tue es noch heute.“ Von seinem Team zu lernen, zuzuhören und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu zu motivieren, selbst ihre Fähigkeiten auszubauen und weiterzugeben. Sie zu befähigen, selbst zu führen. Bei Original Löwe ist man genau diesen Weg gegangen, hat neue Strukturen geschaffen, neue Führungsebenen eingezogen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Verantwortung für ihre Bereiche übertragen, in denen sie Expertise haben. „Oben sitzt einer, der sagt, wo es langgeht, gibt es nicht mehr.“ Nach dem Motto: Verantwortung bedeutet, am Erfolg teilzuhaben, werden messbare Ziele gemeinsam festgelegt. „Erfolg wird jetzt an dem gemessen, was ich leiste und an dem, was ich als Mensch einbringe.“ 

Das Firmengebäude von Loewe Scheren mit dem markanten Logo
Blick in die Produktionshalle mit Maschinen und Fachkräften bei Loewe Scheren
Eine Original Loewe Schere im Einsatz beim Baumbeschnitt
Robotergestützte Fertigung bei Loewe Scheren
Geschäftsführer Randolph Schröder von Loewe Scheren mit Schere in Obstgarten

Von fürsorglich zu integrativer Kultur

Die fürsorgliche Führungskultur, die bei Original Löwe gelebt wird, geht dabei nicht verloren. Im Gegenteil. Der Mensch steht im Vordergrund. Hinzu kommen nun weitere Führungsebenen, geteilte Verantwortung sowie messbare Leistung und stärkere Partizipation am Unternehmenserfolg. Hier findet gerade ein Kulturwandel statt, den im Fertigungsbetrieb im Flintbek alle gemeinsam vollziehen. Dazu gehört es auch, eine neue Fehlerkultur zu etablieren, an Herausforderungen auf allen Ebenen zu wachsen. Klar ist, bei Original Löwe eint alle die Identifikation mit dem Produkt. Hört man sich um im Unternehmen, wird schnell deutlich, dass alle die Original Löwe Scheren richtig großartig finden. Und klar ist auch, wie wichtig diese Identifikation für das Produkt ist. Was hinter allem steht? Vielleicht ein Leitmotiv, das Randolph Schröder insbesondere aus den Erfahrungen seiner Anfangszeit im Unternehmen entwickelte. „Die Wahrheit ist doch, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeden morgen früh aufstehen, durch Wind und Wetter zur Arbeit fahren und Scheren zusammenbauen, damit die Firma erfolgreich ist. Damit geben sie sehr viel. Und darum möchte ich wirklich, dass alle glücklich sind.“ Selbstverständlich sind bei Original Löwe moderne Arbeitsplätze, helle Räume, Ausstattung, gute Belüftung und vor allem ein guter, menschlicher Umgang untereinander bereits umgesetzt und fester Bestandteil der Unternehmenskultur. Hört sich gut an. Ist es auch. Bislang hat man beim Weltmarktführer den Fachkräftemangel nicht spüren können, da es sich herumspricht, dass man bei Original Löwe „gut arbeiten kann.“ Hier wünscht man sich, dass es auch die nächsten 100 Jahre so bleibt. Ihren Anteil daran werden alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. Gemeinsam entwickelt man sich weiter. Für nochmal 100 Jahre Original Löwe Scheren.  

Gebrüder Schröder GmbH

  • Standort: Flintbek
  • Beschäftige: 58 und 80 der Stiftung Drachensee
  • Gründung: 1868 als P. Nicolaisen Jun. Maschinenfabrik
  • Branche: Schneidwaren
  • Services: Fertigung von Schneidwerkzeugen 
  • Mehr Informationen: https://www.original-loewe.de/

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