Côte d’Ivoire - Tor zu Westafrika
Den Zukunftskontinent Afrika nutzen: Katy Schröder ist Senior-Expertin bei der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung und zeigt die ganze Vielfalt der afrikanischen Länder und das wirtschaftliche Potenzial für Unternehmen in Westafrika auf. Wir haben mit ihr über Chancen in Afrika und Vorurteile gegenüber Land und Leuten gesprochen.
WTSH-Onlineredaktion: Afrika ist kein Land, sondern ein Kontinent mit 54 Ländern. Wie kann man hier ein einheitliches Bild zeichnen?
Katy Schröder: Das ist schon mal eine wichtige Erkenntnis. Afrika ist kein Land, sondern ein Kontinent, der eine große Vielfalt besitzt und zahlreiche Chancen der Zusammenarbeit bietet. In vielen Unternehmerköpfen besteht Afrika im Wesentlichen aus Südafrika. Was die meisten Länder Afrikas gemeinsam haben, ist das Wachstum. Sowohl das Bevölkerungswachstum – 2050 wird mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung auf dem afrikanischen Kontinent leben - als auch eine rasant wachsende Wirtschaft. Einige Länder stehen an der Schwelle zum Industrieland, sind technologisch weit vorne und haben in praktisch allen Wirtschaftsbereichen einen großen (Nachhol-)Bedarf.
WTSH-Onlineredaktion: Welche Chancen können Unternehmen aus Schleswig-Holstein auf den afrikanischen Märkten wahrnehmen?
Katy Schröder: Afrika ist zum einen natürlich ein riesiger Absatzmarkt aufgrund der Bevölkerungsgröße. Der Kontinent ist aber auch als Produktionsstandort interessant. Den Unternehmen werden hier ein moderates Lohnniveau und gleichzeitig ein großes Potenzial an Arbeitskräften geboten. Auch im Sinne der Diversifizierung der Lieferketten ist Afrika interessant. Vorteile bieten auch die Wirtschaftsorganisationen wie die ECOWAS – die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft, in der die Mitgliedsstaaten, ähnlich wie die EU, gemeinschaftlich z.B: die Modernisierung der regionalen Infrastruktur oder den freien Personen- und Warenverkehr organisieren. Und ganz wichtig: Afrika ist technologisch auf dem Vormarsch. Vor allem in Sachen Digitalisierung ist es Deutschland in manchen Bereichen weit voraus!
WTSH-Onlineredaktion: Kriminalität, Korruption und Krankheiten. Viele Menschen haben so ihre Vorurteile gegenüber Afrika. Wie versuchen Sie, diese Vorurteile abzubauen?
Katy Schröder: Stichwort Afrika selbst erleben! Unter anderem wegen der vielen Vorurteile bietet sich an, sich bei einer Delegationsreise selbst vor Ort ein Bild zu machen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekommen einen echten Mehrwert: sie lernen die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kennen, führen Gespräche mit ivorischen und internationalen Unternehmen und erhalten passgenaue Kontakte.
WTSH-Onlineredaktion: Haben Unternehmen denn besondere Schwierigkeiten, in Afrika Fuß zu fassen?
Katy Schröder: Geschäfte in Westafrika zu tätigen ist viel einfacher als deutsche Unternehmen so denken. Es gibt wenig kulturelle Hindernisse und eine Begegnung auf Augenhöhe ist leicht möglich. Vor allem empfehle ich gerade kleineren Unternehmen, sich nicht zu viel auf einmal vorzunehmen. Den Weg nach Westafrika geht man am besten Schritt für Schritt. So können KMU z.B. als Juniorpartner oder Zulieferer in größeren Projekten starten, statt direkt an einer großen Ausschreibung teilzunehmen.
WTSH-Onlineredaktion: Können Sie Beispiele nennen?
Katy Schröder: Da gibt es eine Public-Private Partnership zwischen der ivorischen Regierung und einem portugiesischen Unternehmen, an dem sich ein Unternehmen aus Schleswig-Holstein beteiligt.
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Unser Service
Das Interview führte Sabine Konejung