Digitalisierung im Unternehmen strategisch angehen
Digitalisierung, Technologie, Trends und Innovation – mit diesen Themen beschäftigen sich die Innovationsberater der WTSH und stehen Unternehmen im Land mit Rat zur Seite. Dr. Matthias Böttcher ist seit über einem Jahr dabei und insbesondere zuständig für den Bereich Digitalisierung. Die WTSH-Onlineredaktion hat mit ihm über die Chancen und Herausforderungen für Unternehmen gesprochen.
WTSH-Onlineredaktion: Ist die Digitalisierung nach wie vor so ein wichtiges Thema?
Dr. Matthias Böttcher: Ja, auf jeden Fall! Wir stellen in all unseren Gesprächen immer wieder fest, dass die Digitalisierung ein Kernthema ist. Bei 80-90% aller Unternehmensbesuche wird früher oder später auch die Digitalisierung thematisiert. Die Optimierung von unternehmensinternen Prozessen, die Beseitigung von Medienbrüchen, eine stärkere Automatisierung von Prozessen, die Anbindung des Onlineshops, ein besserer Informationsaustausch mit Außendienstmitarbeitern oder Monteuren – das Gebiet ist einfach ungeheuer groß und stellt vielfältige Anforderungen an die Unternehmerinnen und Unternehmer.
WTSH-Onlineredaktion: Wie kann die Innovationsberatung der WTSH hier konkret helfen?
Dr. Matthias Böttcher: Wir Innovationsberater besuchen die Unternehmen im Land, erfassen die derzeitige Situation und ermitteln grob den Digitalisierungsbedarf. Durch unsere vielfältigen Erfahrungen aus anderen Unternehmen und unser großes Netzwerk in Wirtschaft und Wissenschaft können wir wichtige Hinweise für die Realisierung eines Digitalisierungsvorhabens geben. Darüber hinaus informieren wir z.B. über relevante Angebote und Veranstaltungen und vermitteln für die Umsetzung der Vorhaben Kontakte zu Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft. Dabei hilft uns der kurze Draht zum Cluster „Digitale Wirtschaft Schleswig-Holstein (DiWiSH)”, das ebenfalls bei der WTSH angesiedelt ist. Außerdem schauen wir, welche Fördermöglichkeiten für das jeweilige Unternehmen infrage kommen. Denn schließlich kostet die Umsetzung von Digitalisierungsprojekten ja auch eine Menge Geld.
Ein wichtiges Element ist auch die Digitalisierungsstrategie-Beratung, die wir bereits seit fast vier Jahren anbieten und von den Unternehmen im Land gut angenommen wird. Ziel ist es, dass die Unternehmen das Thema Digitalisierung strategisch angehen.
WTSH-Onlineredaktion: Wie läuft so eine Beratung konkret ab?
Dr. Matthias Böttcher: Im ersten Schritt nutzen wir einen recht umfangreichen Online-Check, um den Digitalisierungs-Reifegrad des Unternehmens zu ermitteln. In diesem Check werden unterschiedlichste Aspekte zur Digitalisierung im Unternehmen abgefragt, wie z.B: Schnittstelle zum Kunden, IT-Infrastruktur, Prozesse und Organisation. Im Anschluss findet ein Workshop im Unternehmen statt. Bei diesem werden die Ergebnisse des Checks diskutiert konkrete Handlungsfelder identifiziert gemeinsame Ideen entwickelt und Digitalisierungsmaßnahmen priorisiert. Am Ende steht dann eine gemeinsam entwickelte Roadmap für die digitale Zukunft des Unternehmens.
WTSH-Onlineredaktion: Worauf legt ihr als Innovationsberater bei den Beratungsgesprächen besonders viel Wert?
Dr. Matthias Böttcher: Es ist uns ein besonderes Anliegen, weil es auch immer wieder unterschätzt wird: Unternehmen sollten bei der Digitalisierung einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen. Es kommt immer wieder vor, dass Unternehmen eine konkrete Idee haben, z.B. die Einführung einer neuen spezifischen CRM-Software. Dabei wird aber oft vergessen, sich zunächst die eigentlichen Prozesse anzusehen. Es ist wichtig, das gesamte Unternehmen im Blick zu haben, Schnittstellen zwischen verschiedenen Systemen zu schaffen, um Prozesse vollständig digital abbilden und vorhandene Daten effizient nutzen zu können. Häufig ist die Digitalisierung daher mit der Änderung oder gar Neugestaltung von Prozessen verbunden. Ein schlechter Prozess bleibt auch in der digitalen Welt ein schlechter Prozess.
WTSH-Onlineredaktion: Fühlen sich Unternehmen mit der Aufgabe der Digitalisierung überfordert?
Dr. Matthias Böttcher: Gerade kleinere Unternehmen tun sich oft schwer mit der Umsetzung umfangreicher Digitalisierungsvorhaben, da neben dem Tagesgeschäft oftmals die Ressourcen fehlen. Auch bei eher traditionell geführten Unternehmen mit langjährig beschäftigten Mitarbeitenden ist eine gewisse Zurückhaltung gegenüber neuen Technologien, wie etwa Cloud-Lösungen, zu spüren. Viele langjährig beschäftigte Mitarbeitende sind zudem an die bestehenden Prozesse im Betrieb gewöhnt und stehen grundlegenden Veränderungen meist eher skeptisch gegenüber. Daher sollten Mitarbeitende frühzeitig in ein Digitalisierungsprojekt eingebunden werden und vermittelt bekommen, welche positiven Effekte sich für den eigenen Aufgabenbereich ergeben können.
Aus unserer Sicht kann grundsätzlich ein Blick von außen sehr hilfreich sein. Und vor allem ist es wichtig, Kontakte zu anderen Unternehmerinnen und Unternehmern zu knüpfen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Denn von diesen Erfahrungen können alle nur profitieren. Lösungsansätze, Kooperationspartner oder auch Tipps bei Anträgen aus erster Hand sind doch Gold wert.
Bei der Vernetzung mit passenden Unternehmen unterstützen wir Innovationsberater. Außerdem möchten wir in diesem Jahr ein Netzwerk für kleine und mittlere Unternehmen aufbauen, die gerade auf dem Weg sind, ihr Unternehmen und ihre Prozesse weiter zu digitalisieren.