Gründerland Schleswig-Holstein auf dem Vormarsch
StartUps stehen vor vielschichtigen Herausforderungen - Nachhaltigkeit
Die Gesellschaft unterliegt einem ständigen Wandel. Neue Trends oder unvorhersehbare Ereignisse bewirken häufig tiefgreifende Veränderungen und haben Einfluss auf die Geschäftsideen von Gründerinnen und Gründern. So wie zum Beispiel die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Digitalisierung. Wie sich die Gründerszene im echten Norden mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt, haben wir Thomas Neumann von der Hochschule Flensburg gefragt.
Welche Trends beobachten Sie im Bereich Nachhaltigkeit und StartUps?
Thomas Neumann: 30% der deutschen StartUps bezeichnen sich landes- und bundesweit als ökologisch-nachhaltig, also als Green StartUps (Green Start-Up Monitor 2022). Der Trend geht dabei klar dahin, dass sowohl die Anzahl an grünen Gründungen zunimmt als auch konventionelle Gründungen zunehmend mehr Nachhaltigkeit in Ihre Geschäftsmodelle integrieren. Wie die Green Start-Up Map SH zeigt, sind die grünen StartUps dabei über ganz Schleswig-Holstein verteilt, wobei Hochschulen weiterhin die Hotspots für grüne Gründungen bilden. Wenn man einen wissenschaftlichen Blick auf Qualität und Erfolg von StartUps wirft, dann zeigt sich, dass grüne StartUps durchschnittlich innovativer, internationaler, wachstumsorientierter und umsatzstärker sind.
Also ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema für Startups. Worauf müssen Gründerinnen und Gründer achten, die Wert auf Nachhaltigkeit legen oder sogar ein grünes StartUp gründen wollen?
Thomas Neumann: Abgesehen von der doppelten Mission durch den Impact Fokus unterscheiden sich nachhaltige StartUps kaum von konventionellen. Wichtig ist, dass jene StartUps die einen sozial-ökologischen Impact erzielen bzw. diesen auch maximieren wollen, genauso wie konventionelle StartUps, ein ausgearbeitetes Geschäftsmodell brauchen. Ohne solides Geschäftsmodell besteht auch keine Möglichkeit, den Impact zu skalieren. Nachhaltige StartUps müssen sich also mindestens genauso intensiv mit Zielgruppen, Markt, Finanzplanung usw. auseinandersetzen. Für StartUps in der späteren Wachstumsphase, gilt hingegen – gerade, wenn zunehmend mehr Anteile an Rendite-orientierte InvestorInnen abgegeben werden – dass strategische Entscheidungen nicht rein aus betriebswirtschaftlicher Sicht heraus getroffen und die eigentlichen Impact-Ziele nicht aus den Augen verloren werden.
Gibt es StartUps im echten Norden, die besonders Eindruck hinterlassen haben, bzw. mit einem Merkmal besonders herausragen?
Thomas Neumann: Ein Team, dass es meiner Ansicht nach geschafft hat, von der Pre-Seed über die Gründungsphase bis hinein in die Wachstumsphase ihre ökonomischen und sozial-ökologische Ziele gut auszubalancieren ist IO-Dynamics. Die Gründer haben so z.B. auch bei den Finanzierungsrunden darauf geachtet, dass die Interessen der Investorinnen und Investoren mit denen des Unternehmens übereinstimmen. Ein weiteres Aushängebeispiel für Schleswig-Holstein ist mit Sicherheit Goldeimer, die es geschafft haben, mit zum Teil äußerst kreativen Geschäftsmodellen ihre sozial-ökologischen Aktivitäten zu finanzieren und dabei stetig zu wachsen.
Zur Person:
Thomas Neumann studierte an der Hochschule Flensburg, der University of Mauritius und der Europa-Universität Flensburg Wirtschaftsingenieurswesen mit Schwerpunkt Energie- und Umweltmanagement. Seit April 2017 wirkt er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule Flensburg an der Schnittstelle von Entrepreneurship-Theorie und Unternehmens-Praxis. Sein Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der ökonometrischen Betrachtung von nachhaltigen StartUps und deren Einfluss auf die Volkswirtschaft.
Im Rahmen des StartUp SH Projektes leitet Thomas Neumann den Forschungsbereich Green bzw. Sustainable Entrepreneurship. Ein weiterer Bestandteil seiner Tätigkeit umfasst die Betreuung von StartUps und gründungsinteressierten Studierenden im Dock1 der VentureWaerft.
