Rückenwind in Uruguay

Tor zu Südamerika für Unternehmen aus dem echten Norden

Das verhältnismäßig kleine lateinamerikanische Land Uruguay liegt zwischen den Riesen Brasilien und Argentinien. Und Uruguay mag klein sein, ist aber umso bedeutender für Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem echten Norden. Warum das so ist und welche Chancen Uruguay als Markt bietet haben wir mit Expertin Franziska Gruber von der AHK Uruguay besprochen.

Lachende Franziska Gruber im Kostüm vor grüner Hecke

WTSH-Onlineredaktion: Uruguay bietet Unternehmen insbesondere aus Schleswig-Holstein gute Perspektiven. In welchen Branchen sehen Sie aktuell das größte Potenzial? 

Franziska Gruber: Als sehr fruchtbares Flächenland ist Uruguay besonders stark bei der Lebensmittelproduktion. Bereits jetzt produziert das Land Lebensmittel für 30 Millionen Menschen, z.B. Rindfleisch, Getreide, Reis und Soja - Tendenz steigend. Von daher ist vor allem Know-how in der Landtechnik und Ernährungsindustrie gefragt. Auch im Bereich Erneuerbare Energien ist Uruguay Vorreiter. Bereits 97% der Energie wird nachhaltig gewonnen, va. aus Wasserkraft. Im nächsten Schritt geht es in Uruguay um die Dekarbonisierung der Wirtschaft. Ganz große Themen sind hierbei grüner Wasserstoff, aber auch Elektromobilität. Aber auch im Bereich Medizintechnik bietet das Land viele Anknüpfungspunkte. Die zentrale Lage, der Hafen, aber auch die Freihandelszonen aus denen zollfrei in den Mercosur exportiert werden kann, macht das Land sehr attraktiv. So hat z.B. va-Q-tec ein großes Produktions- und Logistikzentrum hier, von dem aus Lateinamerika mit den Kühlboxen gefüllt mit Corona-Impfstoff versorgt werden konnte.

WTSH-Onlineredaktion: Sie haben es erwähnt, die Freihandelszone Mercosur. Was ist das genau? 

Franziska Gruber: Mercosur steht für Mercado Común del Sur und ist eine Wirtschaftsunion, gegründet von Uruguay, Brasilien, Paraguay und Argentinien. Weitere südamerikanische Länder wie Ecuador, Kolumbien und Chile sind assoziiert. Ähnlich wie in der Europäischen Union soll hier ein zollfreier Warenaustausch zwischen den Ländern möglich sein, auch Visa-Bestimmungen u.ä. sind angepasst. Uruguay bietet sich als Eintrittshafen in den Mercosur an, da es ausländischen Unternehmen einen leiten Zugang in die Region bietet. Aus Uruguay können größere und kompliziertere Märkte wie Argentinien und Brasilien leicht bespielt werden. Aktuell arbeiten Mercosur und die EU gerade einem Abkommen, dass den Handel zwischen den beiden Wirtschaftsunionen noch weiter vereinfachen soll.

WTSH-Onlineredaktion: Ist es wirklich so einfach für Unternehmen in Uruguay Fuß zu fassen? 

Franziska Gruber: Insgesamt ist Uruguay sehr europäisch geprägt. Uruguay zeichnet sich vor allem durch die kurzen Wege aus, alles ist hier schnell erreichbar, Netzwerke können schnell und einfach aufgebaut werden. Aber auch die stabile Regierung mit einem hohen Maß an Demokratisierung bieten beste Rahmenbedingungen für Unternehmen. Im weltweiten Vergleich liegt Uruguay z.B. im Korruptionsindex (CPI) auf Platz 14 und damit noch vor Ländern wie Großbritannien oder den USA. Und ausländische Unternehmerinnen und Unternehmer werden hier herzlich willkommen geheißen. Gewöhnungsbedürftig ist vielleicht der hohe Konsum an Mate – keine geschäftliche Verhandlung findet hier ohne das traditionelle Getränk statt.

WTSH-Onlineredaktion: Klingt als könnten sich Unternehmen aus dem echten Norden in Uruguay sehr wohl fühlen. 

Franziska Gruber: Das denke ich auch. Bei meinem letzten Besuch in Schleswig-Holstein konnte ich viele Parallelen feststellen. Nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht wie z.B: den erneuerbaren Energien. Auch der Wind an der Westküste hat sich ein bisschen angefühlt wie in Uruguay.  

Das Interview führte Sabine Konejung

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