Kooperationen als Innovationstreiber in der Krise
Wenn der französische Pharmakonzern Sanofi, mit dem kleineren Unternehmen Biontec in Mainz gemeinsam einen Corona Impfstoff produziert, dann nennt man das Kooperation. Die gemeinsame Produktion des Impfstoffes hat aufgrund der aktuellen Situation besondere Signalwirkung und zeigt, wie wichtig Kooperationen gerade auch in Krisenzeiten sind, und dass sie ein gutes Licht auf die beteiligten Unternehmen wirft. Auch für kleine und mittlere Unternehmen haben Kooperationen eine große Bedeutung, insbesondere in Krisenzeiten. KMU verfügen häufig nicht über eigene F&E Abteilungen oder die nötigen finanziellen und personellen Ressourcen und Kompetenzen wie Großkonzerne sie vorhalten. Um konkurrenzfähig und innovativ zu bleiben, ist es notwendig, mit anderen Marktteilnehmern zusammenzuarbeiten. Das junge Rendsburger Unternehmen Foilsquare Werbetechnik und die Hansen GmbH, einem Mittelständler aus Haselund, der aus Nordfriesland innovative Lichtprodukte herstellt und in alle Welt vertreibt, machen vor, wie gewinnbringende Kooperationen in Krisenzeiten funktionieren.
Foilsquare Werbetechnik produziert und installiert Folienbeklebungen und Beschriftungen u.a. für Verkehrsbetriebe, Boote, Wohnmobile, Fuhrparks. Doch während der Corona Pandemie brach für das Unternehmen plötzlich das Kerngeschäft weg. „Wir haben uns damals gefragt: Welche aktuellen Probleme, die jetzt entstehen, können wir lösen?“ Die Antwort hieß D-Shield, eine stabile und dauerhaft in den Bus verbaute Schutzscheibe aus Polycarbonat, die sowohl Tröpfchenschutz bietet als auch den drastisch eingebrochenen Fahrkartenverkauf im Bus, eine wichtige Einnahmequelle vieler Verkehrsbetriebe, wieder möglich machte. „Die Fahrerbereiche waren abgesperrt worden, niemand durfte vorne einsteigen und so brach der Fahrkartenverkauf weg“, erinnert Brehm an die Anfangszeit der Pandemie. Nach den Lockerungen und Öffnungen der Schulen, steigen die Fahrgastzahlen in den Bussen wieder an. Der Schutz der Fahrerinnen und Fahrer bleibt weiterhin immens wichtig.
Know-how bündeln, kooperieren, Probleme lösen
„Wir konnten zwar Folien schneiden und kleben, aber mit härteren Materialien arbeiteten wir bis dato nicht“, erzählt Brehm. Sich zu trauen, traditionelle Geschäftsmodelle auf den Prüfstand zu stellen und neue zu entwickeln, erfordert nicht nur Mut und Risikobereitschaft, sondern auch Know-how, was insbesondere häufig in kleinen und mittleren Unternehmen fehlt. In der Not muss dann das Know-how des eigenen Unternehmens in Kooperationen mit anderen Unternehmen gebündelt werden – auch eine Erkenntnis aus der Corona Krise. Und hier kommt die Hansen GmbH in Haselund ins Spiel. Die Hansen GmbH ist spezialisiert auf die Entwicklung und Fertigung von Leuchtmitteln sowie der zugehörigen Elektronik und liefert innovative LED Produkte mit seinen 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in alle Welt. Schnell entwickelten die beiden gemeinsam die Idee von D-Shield. Eine produktive Zusammenarbeit kam zustande. Die Symbiose aus dem Know-how beider Firmen machte das Produkt erst möglich. „Um unsere Kooperation zu besiegeln, wurde die rechtliche Vereinbarung unter Einhaltung aller Hygienevorschriften bezeichnenderweise in einem Bus getroffen“, erzählt Geschäftsführer Martin Hansen mit einem Schmunzeln. „Wir wussten, dass wir ähnlich denken und handeln.“ Und Brehm ergänzt: „Das machte den Schritt, diese Innovation umzusetzen sehr viel leichter, denn wenn das Mindset ähnlich ist und die Chemie stimmt, lassen sich Projekte fokussierter umsetzen.“ Mittlerweile läuft die komplette Produktion der D Shields bei der Hansen GmbH in Haselund. Dafür wurde eine eigene Produktionsstraße entwickelt. Den Vertrieb und den Support für die Kunden übernimmt weiterhin Foilsquare.
Kooperation: Wertschöpfungs- und Lieferketten neu gemischt
Ein Blick zurück: Mit der hohen Nachfrage und dem Umstand, dass Polycarbonat bis dato ein eher selten genutztes Material war, musste Foilsquare auch bei den Lieferketten schnell nachjustieren. Kam der Werkstoff Polycarbonat zu Beginn von einem schwedischen Zulieferer, war dieser schnell an seinen Kapazitätsgrenzen angelangt. Doch bei Foilsquare und Hansen gehört es längst zur Unternehmensphilosophie, schnell auf Herausforderungen zu reagieren und so fand man eine Lösung – in Geesthacht, ebenfalls in Schleswig-Holstein: Das Unternehmen KRD Sicherheitstechnik GmbH (Markenname „Kasiglas“) verarbeitet das nun vermehrt produzierte beschichtete Polycarbonat direkt vor Ort. „Durch den Aufbau einer Partnerschaft mit unserem neuen Lieferanten haben wir außerdem ausreichende Materialmengen gesichert“, sagt Martin Hansen, Geschäftsführer der Hansen GmbH. Die Corona-Schutzscheiben werden nun komplett regional verarbeitet. Die Foilsquare-Hansen Scheiben werden inzwischen nicht nur in die ganze Bundesrepublik geliefert, sondern auch nach Österreich. Mittlerweile hat Foilsquare einen online Shop entwickelt, indem Kunden sofort erkennen können, welche Modelle bereits vorhanden und verfügbar sind und die Möglichkeit zu speziellen Maßanfertigungen gibt.
Auch im Hinblick auf die Festigung ihrer lokalen Produktion und die Reflexion der Lieferketten, war diese Kooperation ein Gewinn. Denn vorbei sind die Zeiten, in denen die Beschaffung auf nur eine, enge Lieferantenbeziehung im Ausland setzte. In eine solche Abhängigkeit wird sich besonders nach dieser Krise niemand mehr begeben wollen. Man bleibt lieferfähig. Und ist stets bereit, neu zu denken, auch das ist ein Ergebnis dieser Kooperation. Hansen und Brehm sind sich sicher: Fortsetzung folgt!
FOILSQUARE Werbetechnik GmbH
- Standorte: Rendsburg, Flensburg
- Beschäftigte: 7
- Gründung:
- Branche: Werbetechnik
- Services: Folierung und Beschriftung von Fahrzeugen
- Mehr Informationen: www.foilsquare.com
Hansen GmbH
- Standort: Haselund, Nordfriesland
- Beschäftigte: 80
- Gründung: 1984
- Branche: Lichttechnik und -werbung
- Services: innovative LED-Produkte aus eigener Fertigung und Entwicklung
- Mehr Informationen: www.hansen-led.de