Mit Nachfolge gut für die Zukunft aufgestellt
Nachfolger oder Nachfolgerin gesucht! Eine große Herausforderung für Familienunternehmen ist die Nachfolge, wenn die ältere Generation aus dem Betrieb ausscheiden will. Im echten Norden gibt es nicht nur einige Beispiele für hocherfolgreiche Nachfolgen, sondern auch umfangreiches Unterstützungsangebot. Warum das Thema Unternehmensnachfolge so wichtig ist? Staatssekretärin Julia Carstens hat sich dieser und anderer Fragen gestellt.
WTSH-Onlineredaktion: Hand aufs Herz: Bis 2026 stehen jährlich rund 1.300 Unternehmen zur Übergabe an. Beunruhigt Sie diese Zahl?
Julia Carstens: Zuerst einmal: Das ist für Nachfolgende eine riesige Chance. Aber natürlich, in gewisser Weise beunruhigt mich das schon Der demographische Wandel macht sich hier stark bemerkbar, gerade in Schleswig-Holstein. Unsere Betriebsinhaberinnen und -inhaber gehören bundesweit zu den Ältesten und gleichzeitig geht die Zahl von potenziellen Nachfolgerinnen und Nachfolgern zurück. Die Schere geht immer weiter auseinander und bei einigen Unternehmen wird die Zeit knapp. Eine Übergabe ist nicht mal eben in vier Wochen erledigt. Das braucht lange Vorbereitungszeit, selbst wenn die Nachfolge schon geregelt ist.
WTSH-Onlineredaktion: Warum liegt Ihnen dieses Thema persönlich so am Herzen?
Julia Carstens: Weil ich unseren Unternehmen bestmöglich helfen will, sich gut für die Zukunft aufzustellen. Und natürlich auch, weil ich die möglichen negativen Auswirkungen auf unsere schleswig-holsteinische Wirtschaft insgesamt abwenden möchte. Wenn reihenweise Unternehmen geschlossen werden müssen, weil sie nicht übernommen werden, gehen wichtige Arbeitsplätze verloren. Da es sich hauptsächlich um kleine und mittlere Betriebe abseits der Großstädte handelt, würde man die Schließungen auch auf lokaler Ebene deutlich spüren. Das will ich verhindern.
WTSH-Onlineredaktion: Worauf kommt es aus Ihrer Sicht bei einer erfolgreichen Nachfolge an?
Julia Carstens: Es ist entscheidend, dass sich die bisherigen Betriebsinhaberinnen und -inhaber rechtzeitig mit dem Thema Nachfolge beschäftigen. Viele verdrängen es, weil es ein hochemotionales Thema ist oder fangen viel zu spät damit an, sich Gedanken darüber zu machen. Es ist notwendig, sein Unternehmen übergabefähig zu machen und sich rechtzeitig um eine Nachfolge zu kümmern. Manchmal lohnt auch der Blick in das Unternehmen, möglicherweise kann und möchte eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter den Betrieb übernehmen. Wir haben dafür zahlreiche Beratungsangebote im Land, zum Beispiel von den Handwerkskammern oder den IHKs, auf die gerne zurückgegriffen werden kann.
WTSH-Onlineredaktion: Welche Chancen bietet eine Unternehmensnachfolge allen Beteiligten?
Julia Carstens: Für die Abgebenden bedeutet eine gut geregelte Nachfolge, dass ihr Lebenswerk erfolgreich an die nächste Generation weitergegeben wird. Und natürlich sichert der Verkauf des Unternehmens auch die Altersvorsorge. Für die Übernehmenden liegt der Vorteil vor allem darin, nicht bei null anfangen zu müssen. Qualifizierte, erfahrene Mitarbeitende sind bereits im Betrieb und auch das Anlagevermögen kann übernommen werden. Dazu kommen in der Regel gefestigte Beziehungen zu Kunden und Lieferanten. Gleichzeitig kann der oder die Übernehmende eigene Ideen setzen und das Unternehmen in die Zukunft führen.
WTSH-Onlineredaktion: Wie unterstützt das Land seine Unternehmen bei einer Nachfolgeregelung?
Julia Carstens: Wir haben im November 2023 die Unternehmensnachfolge-Initiative gestartet. Unser Ziel ist es, das Thema Unternehmensnachfolge sichtbarer zu machen und die Kräfte im Land auf einer zentralen Plattform zu bündeln (unternehmen-nachfolge.sh). Da präsentieren wir Erfolgsgeschichten im Sinne von Best-Practice-Beispielen und informieren über Beratungs- und Förderungsangebote. Wir wollen die Unternehmensnachfolge als echte Alternative zur Neugründung darstellen. Die Initiative ist ein gemeinsames Projekt der Akteure im Land aus den Bereichen Finanzierung, Förderung, Beratung und Netzwerk. Hierzu zählen beispielsweise die Förderinstitute wie die Investitionsbank, die Bürgschaftsbank und die mittelständische Beteiligungsgesellschaft. Aber auch die IHKs, die Handwerkskammern und die Sparkassen sind mit an Bord. Auf Veranstaltungen werden wir das Thema in diesem Jahr stark in den Vordergrund rücken.