Voneinander lernen und profitieren
Indiens Potenziale für deutsche Unternehmen
Indien, ein Land mit vielen Gesichtern und einer unglaublichen sprachlichen, kulturellen und geografischen Vielfalt. Und einer großen, stark wachsenden volkswirtschaftlichen Bedeutung. Doch welche Chancen und Herausforderungen bietet Indien Unternehmen aus dem echten Norden? Wir haben mit Sharda Subramaniam, Geschäftsführerin der IGEP consult in Gurugram (Haryana) gesprochen.
WTSH-Onlineredaktion: Sie kennen die IGEP und auch die Zusammenarbeit mit Deutschland seit vielen Jahren. Was hat sich im Laufe der Zeit verändert?
Sharda Subramaniam: Ich bin mittlerweile seit 30 Jahren dabei. Und in dieser Zeit konnte ich viele große Entwicklungen beobachten. Nehmen wir mal meinen ersten Besuch in Deutschland. Das war 1990 in Leipzig kurz nach der Wiedervereinigung. Wenn ich daran zurückdenke, wie es dort aussah und wie sich diese Stadt jetzt entwickelt hat. Aber ich habe auch große Entwicklungen in Indien miterlebt. So hat sich in Indien in den letzten Jahrzehnten viel getan, z.B. im Sinne der Gleichberechtigung der Frau, aber auch im Bereich der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit.
WTSH-Onlineredaktion: Nachhaltigkeit ist auch in Deutschland ein großes Thema. Und zwar über alle Branchen hinweg. Im Fokus stehen in Deutschland und vor allem in Schleswig-Holstein die erneuerbaren Energien.
Sharda Subramaniam: Das ist in Indien ähnlich. Hier wird sehr viel Wert gelegt auf erneuerbare Energien und es ist ein sehr stark wachsender Sektor. Nicht nur im Rahmen des Klima- und Umweltschutzes unternehmen in Indien Wirtschaft und Politik Anstrengungen, um die Nutzung fossiler Energien herunterzufahren und klimaneutraler zu werden. Durch die Vorreiterrolle Schleswig-Holsteins in Sachen Klimaneutralität, Windenergie und Nutzung von grünem Wasserstoff gibt es gerade für schleswig-holsteinische Unternehmen viele Anknüpfungspunkte. Denn nicht nur aus ökologischer Sicht ist die Gewinnung und Nutzung von regenerativer Energie für Indien sehr wichtig. Aber es gibt auch andere, stark wachsende und interessante Branchen wie Maschinenbau, Ki & Digitalisierung, Pharma und der Ernährungswirtschaft.
WTSH-Onlineredaktion: Welche Unterstützung leisten Sie für Unternehmen, die in Indien Fuß fassen wollen?
Sharda Subramaniam: Das kommt darauf an, was das Unternehmen anstrebt. Geht es um die Gewinnung von Indien als Absatzmarkt, als Produktionsstandort oder um die Suche nach Lieferanten oder Kooperationspartnern? Wir unterstützen die Unternehmen bei all diesen Projekten. Wir erstellen Marktanalysen, suchen nach Kooperationspartnern oder passenden Lieferanten, stellen Kontakte her, vermitteln bei Geschäftsanbahnungen, wir kümmern uns zum Beispiel aber auch um die Zertifizierung von Betrieben nach dem Lieferkettensorgfaltspflicht-Gesetz. Wir beobachten genauso ein großes Interesse indischer Unternehmen am deutschen Markt, bzw. an der Gründung eines Tochterunternehmens in Deutschland. Wir von der IGEP fördern die Zusammenarbeit in beide Richtungen. Wichtig bei unserem Service ist es, dass wir in der WTSH kompetente Kollegen haben, die schleswig-holsteinische Unternehmen in einem Erstgespräch über Indien informieren und dann mit uns in Kontakt bringen.
WTSH-Onlineredaktion: Was ist für Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem echten Norden in Indien die größte Schwierigkeit?
Sharda Subramaniam: Die größte Schwierigkeit, nicht nur für Schleswig-Holsteiner, sondern generell für deutsche Unternehmen sind die sprachlichen Barrieren. Auch die kulturellen Unterschiede sind sehr herausfordernd. Die Deutschen sind für ihre direkte Art bekannt und oft genug müssen wir für das gegenseitige Verständnis vermitteln, denn die indischen Unternehmerinnen und Unternehmer agieren oft nicht ganz so direkt. Aber dafür sind wir ja da.
WTSH-Onlineredaktion: Was planen Sie, bzw. Die IGEP für die Zukunft geplant?
Sharda Subramaniam: Wir selbst planen eigentlich keine Veränderungen: Unser Gründer und Geschäftsführer Dr. Kebschull arbeitet weiter im Hintergrund mit, denn sein Fachwissen und seine persönlichen Kontakte sind von unschätzbarem Wert. Aber es gibt immer wieder neue äußerliche Einflüsse, auf die wir reagieren müssen. Ein großes Thema dieser Zeit, das sowohl Deutschland als auch Indien beschäftigt ist das Thema Fachkräfte. Indische Fachkräfte signalisieren eine große Bereitschaft auch in Deutschland zu arbeiten. Das Land gilt als sicher und sauber. Wir bieten bereits in Kooperation mit Hochschulen verschiedene Qualifizierungsmaßnahmen wie Deutschkurse an und haben ein großes Interesse, in Zukunft auch mit dem Welcome Center Schleswig-Holstein zu kooperieren.
IGEP consult wurde 1988 als gemeinsames Handelsförderungsprogramm des indischen Handelsministeriums und des deutschen Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) von Dr. Kebschull gegründet. IGEP ist der offizielle Vertreter der WTSH GmbH in Indien und verantwortlich für die kontinuierliche Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen indischen und deutschen Unternehmen.
www.igep.org